Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

- 36 - an den bereits die Tiara tragenden Lehrer die Frage gerichtet, wie denn eigentlich der Inhalt eines gleichseitigen Dreiecks zu berechnen sei, und dieser ertheilte gerne den gewünschten Aufschluss in einem ausführlichen Briefe, in welchem, wie Cantor sagt, eine Meinungsänderung des Schreibers ganz deutlich hervortritt. "Während er", so fährt Cantor fort 128), ~in dem aus Epaphroditus entnommenen Kapitel der Geometrie noch 1/3= 2 rechnete, sagt er jetzt im Verlaufe des Briefes, die Höhe des gleichseitigen Dreieckes sei immer um kleiner als dessen Seite, und darin steckt der Näherungswerth J/3 = - dessen Vorkommen bei irgend einem früheren Schriftsteller wir nicht zu bestätigen im Stande sind, und welcher, wenn auch bequemerer Rechnung als der heronische Näherungswerth, weniger genau als jener ist.' Die Betrachtungen unseres zweiten Kapitels werden einiges Licht auf die Art der Entstehung dieser neu auftretenden Approximativzahl werfen. Von den Abacisten, welche zu Gerbert's Zeiten tonangebend in der Geschichte unserer Wissenschaft sind, hat keiner weiter bis zum Irrationalen sich verstiegen. Man müsste denn zu demselben jene eigenthümliche falsche Regel für die Inhaltsbestimmung regulärer Vielecke rechnen wollen, bei deren Anwendung nach Chasles' Ansicht 129) die Auflösung von quadratischen Gleichungen nicht umgangen werden konnte. Die Algorithmiker aber und vor Allem deren grosser Vorkämpfer Leonardo Pisano stehen jenseits der Grenze, welche wir uns selbst für diese Untersuchung gesteckt haben. ~. 12. Die Quadratvurzel aus 2 bei den Rabbinen. Die alten und mittelalterlichen Juden standen der Mathematik ziemlich ebenso gegenüber wie die Römer und deren Nachfolger: sie betrieben diese Wissenschaft durchaus nicht um ihrer selbst willen, allein sie bedurften derselben viel zu dringend, um nicht das Nothwendigste aus derselben sich anzueignen. Jene Römer, in deren Schriften wir mathematischen Dingen begegnen, waren Landwirthe, Rechtsgelehrte, Feldmesser, Techniker; die Hebraer dagegen mussten hauptsächlich bei ihren strengen Religionsverrichtungen arithmetische und geometrische Sätze verwenden, und so waren folgerichtig denn auch ihre Priester, die Rabbinen, Träger und Bewahrer eines gewissen Schulsackes in mathematischer Hinsicht. Sehr umfangreich war dieser letztere allerdings gerade nicht, wie wir am Besten aus der trefflichen Monographie Zuckermann's 130) ersehen können, allein am Wenigsten dürfte der, welcher sich mit dem Irrationalen im Alterthum beschäftigt, achtlos an diesem interessanten Ausläufer antiker Wissenschaft vorübergehen. Denn

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed April 30, 2025.
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