Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

- 33 Zwecke. Die Geschäftsrechnungen des täglichen Verkehrs und allenfalls ein wenig Mathesis forensis, feldmesserische Verrichtungen und elementare Sternkunde waren für den Römer wichtig, allein, um solche Dinge zu betreiben, bedurfte es keiner tiefer gehenden Untersuchung, sondern lediglich der fertigen Resultate. Aus keinem anderen Werke aber waren dergleichen so bequem und leicht zu beziehen, als aus dem geometrischen Compendium des Heron, und so erklärt sich auf's Einfachste der gewaltige Einfluss, welchen dieser Codex der angewandten Geometrie auf das Römerthum und dessen Ausläufer, bis tief ins spätere Mittelalter hinein, ausgeübt hat. Ganz besonders deutlich tritt diese Einwirkung dann hervor, wenn einmal ein Römer mit irrationalen Zahlen zu thun hatte. An erster Stelle ist hier der agronomische Schriftsteller Lucius Junius Moderatus Columella zu nennen, dessen mathematischen Ausführungen im zweiten Kapitel seines fünften Buches,vom Landbau" bereits Mollweide zu der den mathematisch-philologischen Studien einverleibten Monographie 118) "De formulis ad absolvendam dimensionem trianguli aequilateri et segmenti circularis a Columella lib. V. cap. 2 praescriptis" angeregt hat. Cantor hat durch unmittelbare Nebeneinanderstellung von nicht weniger als neun Stellen erwiesen 119), dass Heron's,Geometria" der Rathgeber war, an den sich Columella eigenem Eingeständniss zufolge in geometrischen Dingen gehalten hat. }/3 setzt er mit Heron = --- + 1 == 30 65 er 4 0 30 15e entnimmt seinem Meister also gerade jenen Näherungswerth, welcher für uns aus mannigfachen Gründen ein besonderes Interesse besitzt. Nicht minder finden sich bei dem Römer die uns aus ~. 4 wohlbekannten Vorschriften zur Berechnung eines regelmässigen Fünfeckes und Sechseckes aus der Seite vor. Da derselbe jedoch durchgängig mit anderen Zahlenbeispielen rechnet, als diess seine Quelle thut, und da man ihm kaum soviel Initiativezutrauen darf, den vorgefundenen Exempeln aus eigenem Antriebe neue unterlegt zu haben, so muss man wohl zu der Ansicht kommen, dass sich die Römer einer besonderen und mit der uns bekannten nicht immer übereinstimmenden Redaktion des heronischen Textes bedient haben möchten 120). In Cantor's,Agrimensoren" ist durch die Methode der Parallelstellen exakt dargethan, dass alle römischen Gromatiker, Frontinus, Hyginus, Balbus, Nipsus, Epaphroditus und wie sie alle hiessen, auf Heron zurückgegangen sind. Für die Geschichte des Irrationalen allerdings enthalten die dürftigen Schriften dieser Feldmesser keine weiteren iNachweise, denn wenn auch Nipsus eine reine quadratische Gleichung ganz elegant auflöst - er berechnet aus der Fläche F und der Hypotenuse c eines rechtwinkligen Dreieckes die Katheten a und b mittelst der Gleichungen a -4- b Abh. zur Gesch. der Mathm. IV. 3

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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