Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

- 92 der indischen Arithmetik vorhanden war. Ein ähnliches Anzeichen unverstandener Anwendung eines Operationsmittels der indischen Arithmetik scheint mir in der ersten Form der divisio aurea, wie sie Radulph und viele seiner Vorgänger, namentlich schon Bernelinus, lehren, zu liegen. Er verschiebt nämlich den Divisor genau so, wie es im Algorismus geschieht. Aber von dem wichtigen Vortheile des letzteren, nach der jeweiligen Stellung des Divisors den Quotienten in den Rang der Einerstelle des Divisors einzustellen und hiernach ohne jede Stellenregel die Location der Quotienten zu bestimmen, profitiert Radulph und die Abacistenschule noch nicht, und kann es nicht, weil die Einerstelle des Divisors, wenn sie keine Einer hat, noch durch kein Nullzeichen markiert ist, sondern einfach leer bleibt. Radulph muss daher wieder die alten Stellenregeln von dem ponere sub se, rücksichtlich secundare, tertiare... denominationes - hervorholen und macht sich daher mit jenem Verschieben der divisores ganz unnütze Mühe. In der That wird dann auch die Division ohne diese Verschiebungen, sodass also der Divisor auf seinem ursprünglichen Platze bleibt, dargestellt. Das Verfahren ist dann, bis auf den wichtigen Punkt der Stellenbestimmung für die Quotienten, unserem heutigen ziemlich nahestehend. Aber auch die Division mit den dekadischen Differenzen, die divisio ferrea, wird dargestellt, obgleich wie gesagt in letzter Linie und gleichsam nur mehr anhangsweise. Die Bemerkung Radulph's (fol. 20'), dass die Erfinder der Bezeichnungen aurea, ferrea divisio über den Sinn derselben sich nicht ausgesprochen haben, beruht auf Unkenntniss des Herganges. Allerdings waren diese Bezeichnungen seit langem in der Schule zu rein technischen geworden. Schon der Anonymus bei Chasles, Comptes rendus de l'acad. XVI, 243 sagt: quotiens dividendi usque sub divisoribus referuntur, mutatur divisio et de ferrea redit ad auream, scilicet de ista cum differentiis ad illam quae est sine differentiis. Den auf der Hand liegenden Umstand, dass diese Ausdrücke ursprünglich bloss tropischer Natur, mit Bezug auf den Werth der Methoden, gewesen, bestätiget aber ausdrücklich der ebenfalls anonyme Tractat Doctori et patri theosopho (Boncompagni Bullett. X, 609): Dicuntur aureae divisiones eo, quod ad intelligendum faciles et super auri gratiam sint delectabiles. sicut econtra ferreae, quae sunt nimis graves, quasi ferri duritiam praeponderantes. Mag diese Erklärung hinsichtlich des didaktischen Verhältnisses beider Methoden bedenklich erscheinen, so wird die Bemerkung Bernelinus' im Liber Abaei II. (Olleris, Gerbert p. 369) in diesem Punkte besser befriedigen und, wenn sie auch nicht geradezu jene Bezeichnungen, die etwas jünger zu sein scheinen, enthält, doch die Sache vollends aufklären: Ex qua re claret, hanc quasi dominam dividere, cui dividendi quidlibet aequa patet potestas, illam cum dif

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed April 30, 2025.
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