Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

- 260 - genannt wird. (Fig. 1.) Denn das Verhältniss dieser Winkel ändert sich nach der Grösse derselben, dagegen das der Linien AlH und GJ oder das entsprechender ändert sich nicht, bei i/i f ^^^ \ airgend einer Brechung, welche von demselben Körper herrührt."44) Hiermit und einigen wenigen anderen gelegentlichen I1 AY Andeutungen ist die ganze Sache abgethan. Es hat hiernach den Anschein, als wenn Descartes ganz und gar kein Gewicht auf dies merkwiiürdige Gesetz legte, als wenn er von durchaus Bekanntem Fig. 1. spräche, welches er nur noch einmal gelegentlich gegen einige geltend gemachte Irrthümer wahren will. Es macht alles dies durchaus nicht den Eindruck, als wenn Descartes das Bewusstsein habe, etwas ungewöhnlich Bedeutendes ausgesprochen zu haben, wie sich denn auch in dem ganzen an seine Beweisführung anknüpfenden wissenschaftlichen Streit mit Fermat, Hobbes und anderen kein Wort davon findet, dass hier ein bisher noch unbekanntes Naturgesetz ausgesprochen sei. Wüssten wir nicht aus brieflichen Mittheilungen32) von Descartes genau, dass diese Unveränderlichkeit des Sinus-Verhältnisses von ihm wirklich als die Hauptsache angesehen worden ist, die Dioptrik würde uns darüber völlig in Zweifel lassen, ob Descartes wirklich diesen wesentlichen Inhalt des neuen Gesetzes richtig gewürdigt hatte. Es findet dies eigenthümliche Verhalten dadurch vielleicht eine Erklärung, dass es Descartes in der Dioptrik auf eine methodische Entwicklung der Ursachen für die Brechung ankam, denn er beweist die Refraktion in völlig derselben Weise, wie die Reflexion. Bemerkenswerth aber bleibt es immerhin, dass der Leser nur wie im Vorübergehen auf das grosse Gesetz aufmerksam gemacht wird und dass er sich selbst in den für ein und dasselbe Medium unveränderlichen Fortpflanzungsgeschwindigkeiten den eigentlichen Grund für die Unveränderlichkeit des Sinus-Verhältnisses suchen muss. Gehen wir nun auf den Einwand des Leibnitz ein, dass Descartes sich bei seinem Beweise arg verwickelt habe45). Bei diesem Beweise muss man bedenken, dass er concipirt wurde in einer Zeit, wo die Zerlegung und Zusammensetzung der Bewegungen und Kräfte noch durchaus nicht ins allgemeine Bewusstsein übergegangen war. Leibnitz dagegen war in diesen neuen Vorstellungen schon durchaus heimisch. So musste ihm denn eine Darstellung, in welcher zwar der Begriff der Componenten verwerthet war, bei dem aber der der Resultanten

/ 917
Pages

Actions

file_download Download Options Download this page PDF - Pages 256-275 Image - Page 256 Plain Text - Page 256

About this Item

Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
Canvas
Page 256
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

Technical Details

Link to this Item
https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0002.001
Link to this scan
https://quod.lib.umich.edu/u/umhistmath/acd4263.0002.001/265

Rights and Permissions

The University of Michigan Library provides access to these materials for educational and research purposes. These materials are in the public domain in the United States. If you have questions about the collection, please contact Historical Mathematics Digital Collection Help at [email protected]. If you have concerns about the inclusion of an item in this collection, please contact Library Information Technology at [email protected].

DPLA Rights Statement: No Copyright - United States

Manifest
https://quod.lib.umich.edu/cgi/t/text/api/manifest/umhistmath:acd4263.0002.001

Cite this Item

Full citation
"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed April 30, 2025.
Do you have questions about this content? Need to report a problem? Please contact us.