Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

- 256 - so würde er so nicht haben schreiben können. Hätte er von Hortensius den Beweis gehört, so würde er gleichfalls den obigen Ausdruck nur mit Einschränkung haben brauchen können, denn Hortensius konnte auch nur Snell's Beweis mittheilen. Es bleibt freilich auch hier wieder die Möglichkeit, unter Berücksichtigung natürlich des oben aus der historischen Darlegung Gewonnenen, Descartes habe zwar den Beweis mit ihm eigenthtimlichen Mitteln gegeben, abel für ein Gesetz, dessen wesentlichen Charakter, nämlich die Benutzung der Strecken statt der Winkel, er von Anderen überkommen habe. Unwahrscheinlich bleibt eben bei der Erwägung, in wie frühe Zeit des Descartes Bekanntschaft mit dem Brechungsgesetz hinaufreicht, diese Möglichkeit auf jeden Fall, die angeführte Briefstelle gehört aber zu den merkwürdigsten und ist, wie die Mehrzahl der oben benutzten, bisher völlig unbeachtet geblieben. Damit verlassen wir die Betrachtung der Zeitverhältnisse und der Momente, welche aus dem Charakter des Descartes für seinen Anspruch auf die selbstständige Entdeckung des Brechungsgesetzes angeführt werden können und wenden uns der Erörterung des Weges zu, auf welchem er zur Aufstellung seines Gesetzes gelangen konnte. 2. Versuchen wir uns den Gedankengang, den Descartes bei der Entdeckung des Brechungsgesetzes verfolgt haben wird, falls er selbstständig zu demselben gelangt ist, zu vergegenwärtigen, so sind es hauptsächlich seine Studien an den Kegelschnitten, welche dabei zu berücksichtigen sind. Ausser diesen dürfen aber die Bestrebungen, welche, wie bereits oben erwähnt wurde, in der damaligen Zeit lagen, möglichst gute Brenngläser zu construiren und die Beschäftigung mit den optischen Schriften seiner Vorgänger, namentlich Kepler's, nicht unerwähnt gelassen werden. Durch Kepler war die Optik zuerst in wirklich wissenschaftlicher Weise behandelt worden, und wenn er auch das Brechungsgesetz noch nicht auffand, so waren doch namentlich die Eigenschaften der Linsengläser, so wie die der optischen Instrumente, auf ganz neue Weise von ihm behandelt worden. Doch mag sein Einfluss auch besonders durch seine kritischen Bemerkungen nicht unerheblich gewesen sein. Im 4. Kapitel nämlich der Paralipomena in Vitellionem, dem Kapitel, welches von der Brechung handelt, bespricht Kepler im zweiten Abschnitt die Meinungen des Alhazen und Vitello und führt, wie das überhaupt seine Art ist, alles Wesentliche mit peinlichster Genauigkeit und Ausführlichkeit auf. Dabei erwähnt er, dass letzterer noch etwas ganz. besonders Subtiles ersonnen habe, dem er aber doch nicht bei

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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