Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

- 253 Worten abgemacht: ~Ich bin Dir sehr dankbar, dass Du meine Sache vertheidigst, auch glaube ich wirklich nicht, dass jemand mit nur einigermassen gesundem Urtheil der Meinung sein kann, ich hätte meine Dioptrik von Roger Baco entlehnt und noch viel weniger von Fioravanti, welcher ein reiner Marktschreier ist." Roger Baco hat ja manche Verdienste um die Optik, aber Descartes hat vollkommen Recht, wenn er jenen Vorwurf, er habe aus dessen Schriften seine Dioptrik zusammengetragen, kurz abfertigt. Ueberblicken wir die Reihe der eben erwähnten Fälle, in welchen Descartes des Plagiats beschuldigt wird, so ist es ins Auge fallend, dass kaum ein bedeutender Name der damaligen Zeit dabei' vergessen ist. Ueberall witterten die Gegner des Neuerers Unredlichkeiten und wollten es nicht gelten lassen, dass er etwas selbstständig gefunden habe. In allen drei Fällen sehen wir Descartes, der davon erfuhr und sich rechtfertigen konnte, siegreich die Anschuldigungen zurückweisen. Es erscheint uns nun als eine einfache Fortsetzung dieser Vorgänge, wenn Isaak Vossius von Neuem die Anklage des Plagiats erhebt und zwar unter besonders günstigen Umständen, denn Descartes ist bereits längst gestorben. Natürlich kann er sich nun nicht mehr rechtfertigen. Dass aber diese Anschuldigung so sehr spät auftritt, dass in dem ganzen, bis gegen 1660 hin sich fortspinnenden Streit um das Brechungsgesetz zwischen Clerselier und Fermat niemnals ein Zweifel über den rechtmässigen Anspruch des Descartes auf das von ihm in der Dioptrik gegebene Brechungsgesetz geäussert wird, alles das führt darauf hin, wie unbekannt des Snell Schrift bis zu der Veröffentlichung ihres wesentlichen Inhalts durch Voss geblieben ist und wie unwahrscheinlich es sein muss, dass gerade Descartes, welcher selbst über denselben Gegenstand lange nachgedacht hatte, allein davon Kenntniss bekommen haben sollte. Die bisher angeführten Zeugnisse, welche zu Descartes' Gunsten sprechen, sind aber nicht die einzigen, die zur Beurtheilung seiner inneren Stellung gegenüber einer so verurtheilungswürdigen That, wie es das Begehen eines Plagiats immer ist, wichtig sind. Es ist noch ein anderer merkwürdiger Brief an Mersenne aus dem Jahre 1630 vorhanden (Ep. pars II, ep. 103), in welchem er über seine Dioptrik und allerhand andere Pläne spricht. Mersenne scheint ihn, wie schon oft, wieder einmal angetrieben zu haben, seine Arbeiten zu Ende zu führen und Descartes weicht von neuem aus, spricht sich aber auf das zuversichtlichste darüber aus, dass ihm Niemand seine Ernte rauben werde31) und dass höchstens das, was er in den Briefen an D. F., worunter ohne Zweifel Dom. Ferrier zu verstehen ist, niedergelegt habe, auch von Anderen zum Gegenstand einer Abhandlung gemacht werden könnte. Der wörtliche Ausdruck in der betreffenden Stelle 31)

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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