Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

- 245 Kenntniss des Snell'schen Brechungsgesetzes vermittelt habe, indem wie Isaak Voss2) behauptet, Descartes durch dessen Vorträge die Hauptsache, die Verwendung von Strecken bei Aufstellung des Lichtbrechungsgesetzes, erfahren habe. Dem widerstreitet vor allem des Hortensius damals noch jugendliches Alter: er ist erst im Jahre 1605 geboren, war also, als Descartes zum zweiten Male im Winter 1621 auf 1622 Holland betrat, 16 bis 17 Jahre alt, und kann somit wohl kaum damals Vorträge über Snell's Dioptrik gehalten haben, vorausgesetzt, dass Snell zu jener Zeit bereits seinen Schülern und damit weiteren Kreisen, denn Hortensius war kein Schüler Snell's, das Brechungsgesetz mittheilen konnte. Im Jahre 1634 wird er Lehrer der Mathematik in Amsterdam, und hiermit lässt sich wohl vereinigen, dass Descartes, der sich später häufig in Amsterdam aufhielt, jetzt durch Hortensius Kunde von Snell's Entdeckung bekommen haben kann. Damals aber war, wie oben ausgeführt worden ist, Descartes längst im Besitze seines eigenen Brechungsgesetzes, und so konnte ihm Hortensius nichts Neues bieten, ja Descartes musste, wenn Hortensius die Snell'sche Fassung des Gesetzes vortrug, sich mit vollem Rechte sagen, dass die seinige bei weitem die bessere sei. Fragt man, und das ist an dieser Stelle nothwendig, nach den hauptsachlichsten Quellen, auf welche man für richtige Beurtheilung der Beziehungen Descartes' zu Snell und seiner Entdeckung zurückgreifen muss, so ist ausser dem 70. und 81. Briefe des zweiten Buches besonders der ziemlich vollständige Briefwechsel zwischen Descartes und Ferrier zu erwähnen, welcher in den Briefen III, 79-83 vorliegt. Namentlich dürfte der 82. Brief eine besondere Bedeutung beanspruchen. Er ist wie die übrigen im Spätjahr 1629 geschrieben, als Descartes bereits nach Holland übergesiedelt war und Ferrier in Paris in gedrückter Stimmung zurückgelassen hatte. Ferrier hatte nämlich weitere Aufträge bekommen, Gläser, sei es zu Teleskopen, sei es zu andern Zwecken, zu schleifen und vermochte es, nachdem Descartes Paris verlassen hatte, nicht mehr auszuführen. Er war gewiss auch theoretisch gebildet und geeignet Descartes Entwicklungen zu verstehen, war aber jetzt dennoch einer vollständigen Rathlosigkeit zum Opfer gefallen, woraus hervorgeht, dass er nicht die selbstständige Bedeutung gehabt haben wird, die Kuno Fischer ihm in der Darstellung dieser Periode des Lebens Descartes' zuspricht. Er war allerdings ein Freund des letzteren und kann schon desshalb nicht ganz ohne Kenntnisse gewesen sein, aber gewiss wurde diese Freundschaft durch seine seltene technische Geschicklichkeit wesentlich befördert. Die Briefe zwischen beiden Männern handeln lediglich von der Einrichtung der Schleifmaschinen für gekrümmte Gläser und den Entdeckungen

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
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Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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