Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

242 - zuerst von seinem Brechungsgesetz Gebrauch machte; wenn wir sodann versuchen darzulegen, auf welchem Wege Descartes selbstständig und aus den ihm zugänglichen Gedankenkreise heraus sein Brechungsgesetz gefunden haben möchte, und wie dies ohne Versuche hat geschehen können; wenn wir endlich drittens prüfen, in wieweit sich Leibnitz mit seinem Vorwurf gegen den Beweis des Brechungsgesetzes, wie er im. zweiten Kapitel der Dioptrik gegeben ist, im Rechte befindet. 1. Verfolgen wir des Descartes Leben, so begegnen wir ihm in Holland zum ersten Male im Mai 1617. Er hat sich dem Heerlager des Herzogs Moritz von Oranien angeschlossen, der damals während des Waffenstillstands zwischen Spanien und Holland in der Festung Breda 1-of hielt. Descartes bleibt bis zum Juli 1619 in Breda selbst, wo er bei dem regen Leben, welches die um den Herzog versammelten Ingenieure und Gelehrten in die Stadt brachten, seine Neigungen vollauf befriedigt fand. Während dieses Aufenthaltes lernte er unter Anderen den Mathematiker Beekmann kennen, mit Snell dagegen kam er, soviel bekannt, nicht in Berührung, da er Leyden nicht aufsuchte, wo jener lebte. Es wäre aber trotzdem, wenn Snell vor dem Juli 1619 das Lichtbrechungsgesetz gefunden und andern davon Kennt — niss gegeben hatte, möglich gewesen, dass Descartes es erfahren haben könnte, und wir dürfen über diese Möglichkeit nicht mit Stillschweigen hinweggehen, wenn es auch wahrscheinlich ist, dass Snell sein Gesetz erst später entdeckt hat. Nachdem Descartes den Dienst in dem holländischen Heere verlassen hatte, folgte er dem des Herzogs von Bayern nach Deutschland und Ungarn, gab aber 1621 das militärische Wanderleben auf und reiste über Norddeutschland und Holland nach Frankreich zurück. So sehen wir ihn zum zweiten Male Holland's Boden betreten. Er liess sich Anfang Dezember 1621 im Haag nieder, aber schon im Februar 1622 ist er auf dem Wege nach Rouen, um nun eine Reihe von Jahren in Frankreich zu bleiben. Diesmal ist er etwa zwei und einen halben Monat im Haag gewesen und wird, obwohl wir nichts davon wissen, mit den Gelehrten der nahegelegenen Universität Leyden in Berührung gekommen sein. Snell hatte damals, 1621, seinen Cyclometricus herausgegeben und arbeitete vermuthlich an dem im Jahre 1624 erschienenen Tiphys Batavus. Beide Schriften behandeln Gegenstände, die mit der Optik nichts zu schaffen haben, und so lässt sich vermuthen, dass er die optischen Studien erst in seinen letzten Lebensjahren energisch angegriffen haben wird, denn es erscheint nun kein Werk mehr bis zu seinem Tode, während sie friher schnell auf einander folgten.

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
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Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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