Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

- 241 - nicht verschliessen, was Millet18) ausfihrt, dass es sich bei sorgfältiger Prüfung der Briefe des Descartes als völlig sicher ergiebt, Descartes sei längst im Besitze seiner optischen Entdeckungen gewesen, als er nach Holland übersiedelte. Dass diese Briefe, sowie die Methode den Brechungsindex zu bestimmen, wie sie im X. Buche der Dioptrik angegeben ist, bisher kaum ausgenutzt wurden, ist wenig erklärlich. Aber nur dadurch, dass dies unterblieb, lässt es sich begreifen, dass sich die einmal von Isaak Voss und Huyghens ausgesprochene Meinung so allgemein verbreiten konnte und nicht in Deutschland allein sondern auch in England, wie Whewell in seiner Geschichte der induktiven Wissenschaften beweist19). Bei diesem letzteren tritt sogar die Vermuthung, dass Descartes des Snellins Manuscript gesehen und benutzt habe, mit einer so naiven Sicherheit auf, dass jeder, welcher die Darlegung der in Rede stehenden Sache bei ihm liest, auch gar nicht einmal zu der Ueberzeugung gelangt, man habe es hier mit einer nur höchst unsicher beglaubigten Wahrscheinlichkeit zu thun. Nur in Frankreich 20) sind immer und immer wieder Bemühungen zu verzeichnen, den nur schwach gestützten Beweisen für ein Plagiat entgegen zu treten, allerdings bis jetzt mit geringem Erfolge. Wie bereits bei Gelegenheit der Erwähnung von Millet's Schrift ausgesprochen wurde, liegt dieser Misserfolg in der kurzen Art, mit welcher hier, ohne dass die Gründe ausführlich angegeben wurden, die Streitfrage in einem anderen Sinne gelöst wird, als die in diesen Dingen massgebendsten Stimmen entschieden hatten. Brechen wir hier die geschichtliche Besprechung ab und fassen die Einwürfe, welche man gegen die selbstständige Entdeckung des Lichtbrechungsgesetzes durch Descartes besonders erhoben hat, nun noch einmal abschliessend zusammen, so sind es, so viel ich sehe, folgende fünf, welche einer Berücksichtigung unterworfen werden müssen: 1) Descartes hat über 20 Jahre in Holland gelebt und besass unter den Gelehrten dieses Landes viel Freunde und Bekannte. (Voss. Poggendorff.) 2) Hortensius hat öffentlich und privatim die Entdeckung Snell's in in Holland gelehrt. (Voss.) 3) Descartes nennt so gut wie niemals seine Quellen. (LeibnitzPoggendorff.) 4) Er führt keinen einzigen Versuch an, wodurch er sein Gesetz gefunden haben könnte. (Poggendorff.) 5) Er hat sich beim Beweise seines Brechungsgesetzes arg verwickelt. (Leibnitz.) Wir werden am besten diesen Einwänden begegnen, wenn wir erstens so weit als möglich die Zeit festzusetzen unternehmen, in welcher Descartes Abh. zur Gesel. der Mathm. IV. 1.

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
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Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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