Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

- 240 cartes und Golius sich über eine ihnen beiden bekannte Thatsache unterhalten haben. Wer von ihnen beiden sie zuerst gewusst hat, lässt sich aus dem Briefe selbst nicht im entferntesten entscheiden. Das Jahr 1632, welches in jener Randbemerkung als Abfassungsjahr dieses Briefes erwähnt wurde, mag zudem kaum zutreffen, wie sich mit ziemlicher Genauigkeit nachweisen lässt. In diesem Briefe wird nämlich ebenso wie in einem nach V. Cousins Angabe aus dem Jahre 1637 stammenden Briefe an Pollot ein Brennglas erwähnt, welches mit ganz besonderer Sorgfalt hergestellt worden war14). Im Jahre 1637 waren, wie aus jenem andern Briefe unmittelbar hervorgeht, acht oder neun Jahre nach der Herstellung desselben verflossen, also mag es um 1628 oder 1629 geschliffen worden sein. Im 70. Briefe ist nun erwähnt, dass er etwa 5 oder 6 Jahre nach der Herstellung dieses Glases geschrieben sei, er wird also von 1633 oder 1634 datirt werden müssen. Der in jener Marginalbemerkung angegebene Termin, das Jahr 1632, ist demnach wohl zu früh und so mag auch mit dem Namen Golius eine kaum hinreichend begründete Vermuthung zum Ausdruck gebracht worden sein. Dass Golius15) aber gar dem Descartes das Snell'sche Gesetz mitgetheilt habe, muss als durchaus unhaltbar von der Hand gewiesen werden. So wie Delambre behandelt auch Montucla den Streitpunkt mit gewissenhafter Vorsicht. Für ihn bleibt er unentschieden. Neue Momente zu seiner Lösung bringt er nicht bei und die bis zu seiner Zeit beachteten lassen, wie oben ausgeführt wurde, höchstens die Vermuthung aufkommen, dass ein mehr oder weniger direkter Zusammenhang zwischen Descartes und Snell bestanden habe. Er beachtet daher zwar diese Vermuthungen, setzt ihnen aber die, wie es scheint, aus tieferem Studiumn der Schriften des Descartes hervorgegangene Ueberzeugung entgegen, dass er die in den Anhängen des Discours sur la methode niedergelegten Entdeckungen schon Jahre vor der Veröffentlichung besessen habe16). Hier spricht sich Montucla fast in demselben Sinne aus wie später Millet, und es ist in der That sehr zu bedauern, dass weder der eine noch der andere die Gründe, welche sie zu der von der gewöhnlichen Meinung so verschiedenen Ansicht geführt haben, ausführlich dargelegt hat. Interesse für den französischen Landsmann allein ist es weder bei Montucla noch Millet gewesen, was sie veranlasst haben mag, für Descartes einzutreten, spricht sich doch sogar der bereits oben erwähnte von Kampen1') nicht anders aus, der doch als Holländer gewiss keinen Grund gehabt haben wird, seinen Landsmann Snell gegen Descartes zurücktreten zu lassen; und auch Pfleiderer in seinen wenn auch überaus kurzen, aber sehr besonnenen Thesen nimmt entschieden für Descartes Partei'7). Man kann sich auch in der That der Wahrheit dessen

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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