Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

239 - niss, wenn auch nur mit unvollständiger Verwerthung seiner Schriften die Frage durch, wie er sich zu Snell's Entdeckung verhält. Wie es bei gerechter Beurtheilung nicht anders möglich ist und wie es der holländische Geschichtsschreiber der Universität Leyden, von Kampenll), ebenfalls thut, spricht er es aus, dass alle jene von Voss und Huyghens hervorgehobenen Momente zwar den Schein des Fälschers auf Descartes wälzen, dass es aber sehr wohl möglich sei, Descartes habe durch eigene Arbeit das merkwürdige Gesetz gefunden und habe ein Recht ebensogut wie Snell für den Entdecker desselben gehalten zu werden12). Hiernach gewinnt es zuerst den Anschein, als wollte Delambre für Descartes eintreten, aber im weiteren Verlaufe seiner Darstellung lässt er es bald sehr deutlich durchschimmern, dass er keine Lanze für seinen Landsmann zu brechen habe. Er neigt sich immer mehr der Ansicht der Gegner des Descartes zu und endigt damit, dass er sich den Anklägern desselben, wenn auch ungern, anschliessen müsse. Im Ganzen und Grossen ist diese Wendung trotz alledem nicht zu verwundern, denn Delambre nimmt auf sorgfältige Zeitbestimmungen bei Beurtheilung der in Rede stehenden Aktenstücke nur geringe Rücksicht und benutzt die vorhandenen Dokumente nur zum Theil. So legt er jenem merkwürdigen Briefe des Descartes an einen Ungenannten, Ep. pars II. ep. 70, in welchem ein Instrument zur Bestimmung des Brechungswinkels beschrieben wird, eine entscheidende Bedeutung bei, um daraus Schlüsse zu Ungunsten des Descartes zu ziehen, während dieser Brief doch gänzlich zurücktritt gegen eine ganze Anzahl anderer Briefe und die im zehnten Kapitel der Dioptrik erwähnten Mittel den Brechungsexponenten zu bestimmen, welche beweisen, dass Descartes bereits vor seiner Uebersiedelung nach Holland das Brechungsgesetz kannte. Auch dem Umstande, dessen Delambre Erwähnung thut13) und welcher von ihm verhältnissmässig stark betont wird, dass nämlich das von ihm benutzte Exemplar der Briefe des Descartes die vermuthliche Mittelsperson zwischen Snell und Descartes aufbewahrt habe, kann eine Bedeutung nicht beigemessen werden. Wenn eine Randbemerkung dieses Exemplars zu dem oben erwähnten 70. Briefe des zweiten Theils der Briefe aussagt, dass ein gewisser Golius, Professor in Leyden, der Empfänger dieses im Jahre 1632 geschriebenen Briefes gewesen sei, so liegt durchaus kein Grund vor zu vermuthen, dass Golius dem Descartes das Snell'sche Gesetz mitgetheilt und dafür gewissermassen zum Dank von Descartes die Beschreibung eines zum Ablesen des Brechungsindex bequemen Instruments erhalten habe. Es ist gar nicht mehr zu bestimmen, aus welcher Zeit und von wem jene Randbemerkung herstammt 3). Aber gesetzt den Fall, die Marginalnote wäre hinreichend alt, so wüarde es kaum möglich sein, daraus etwas anderes zu schliessen, als dass Des

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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