Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

238 durchblicken, dass es sich auch anders verhalten könne, ohne ihr jedoch viel Gewicht beizulegen. Die Urtheile des Voss und Huyghens sind nun die Fundamente, worauf sich später die historische Darstellung aufbaut, welche noch gestützt wird durch ein Zeugniss Leibnitzens in den,acta eruditorum" vom Jahre 16824). Leibnitz hatte mit Hülfe der Infinitesimal-Rechnung das Brechungsgesetz neu bewiesen und benutzte gerade wie Descartes dazu die verschiedenen Geschwindigkeiten des Lichtes in den verschiedenen optischen Medien. Er glaubte nun, Snell habe etwa auf einem ähnlichen Wege, wie er selbst, sein Gesetz gefunden ind war wie andere vor ihm überrascht, auf die Form, wie Descartes sie gab, zu stossen. Er spricht nun zwar selbst kein direktes Urtheil gegen letzteren aus, stützt sich aber auf Spleissius5), welcher ganz auf des Voss Seite tritt. Ueberblickt man die Gründe, welche fri die Unredlichkeit des Descartes von Voss, Huyghens und Leibnitz angegeben werden, so wird es keinem entgehen, dass Poggendorffs Ausführungen ein fast wortgetreuer Nachklang dieser aus dem siebzehnten Jahrhundert auf uns gekommenen Urtheile sind und dass alle Unwahrscheinlichkeiten, welche diesen anhaften, in jene hertibergenommen wurden. Doch nicht Poggendorff allein begiebt sich vollständig unter die unbedingte Abhängigkeit von diesen älteren Autoren, so thaten vielmehr fast alle, welche dieser Angelegenheit ihre Aufmerksamkeit zuwandten, so dass es schwer hält zu entscheiden, wen Poggendorff wohl im Sinne hatte, wenn er von ~eifrigsten Vertheidigern" des Descartes spricht; denn Autoren wie Millet6), der zwar sehr entschieden für Descartes Partei ergreift, aber seine Ansicht durch ausführliche Gründe zu stützen nicht unternimmt, wird er kaum gemeint haben können. Die bedeutenderen geschichtlichen Darstellungen weichen nicht viel von einander ab. Man blättere in Priestley's Geschichte der Optik7) (1772) und man wird dort die heute allgemein verbreitete Meinung vorfinden, so wie in der Uebersetzung seines Werkes von Klügel8). J. C. Fischer9) hält sich in seiner Geschichte der Physik zwar sehr objektiv, aber das Gesammtresultat seiner Untersuchungen ist doch auch kein anderes, als dass Descartes sein Gesetz wohl aus Snell's Werk genommen habe, gerade wie es auch Wilde10) in seiner Geschichte der Optik ausspricht, welcher selbst nicht auf die. Quellen in Descartes Schriften zurückgegangen ist, und seinerseits wieder Poggendorff als letzte Quelle gedient zu haben scheint. Bei weitem selbstständiger stehen der vorliegenden Streitfrage, wie es auch schon die ausführlichere Behandlung des Gegenstandes bei ihnen vermluthen lässt, Delambre und Montucla gegenüber. Delambre widmet der Sache des Descartes ein bedeutendes Interesse und fiihrt mit Sachkennt

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
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Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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