Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

- 236 dem ihn selbst seine eifrigsten Vertheidiger nicht haben rein waschen können. Jener Theil der Theorie ist nämlich nicht zu geben ohne Kenntniss des Gesetzes von der Brechung des Lichtes, dass beim Uebergang des Lichtes von einem Mittel in ein anderes die Sinus der Winkel, welche die einfallenden und gebrochenen Strahlen mit dem Loth auf der Trennnngsfläche machen, in einem constanten Verhältniss stehen. Dieses Gesetz giebt nun Descartes in seiner Dioptrik und zwar als sein Eigenthum ohne zu erwähnen, dass der bereits 1626 verstorbene Prof. Snell in Leyden dasselbe aufgefunden hatte.",Snellius stellte dieses Gesetz (n cc - auf in \ cosec / einem Werke, das leider nicht das Licht der Welt erblickte, wodurch er beinahe um die Ehre der Entdeckung gekommen wäre, denn Descartes, der es kennen lernte und es 1637 in seiner Dioptrik veröffentlichte, galt lange Zeit als Entdecker desselben. Allein Isaak Voss (Vossius geb. 1618 zu Leyden und gest. 1689 als Kanonikus zu Windsor), der gelehrte Kritiker, und Chr. Huyghens, der berühmte Physiker, die beide das Snell'sche Werk im Manuscript gesehen haben, sprechen ohne Rückhalt den Verdacht aus, dass Descartes das Werk gekannt habe, was schon dadurch sehr wahrscheinlich wird, dass Descartes über 20 Jahre in Holland lebte und unter den Gelehrten dieses Landes viele Freunde und Bekannte zählte. Dazu kommt, dass Descartes so gut wie niemals seine Quellen nennt (eine Sünde, die sich bis auf den heutigen Tag unter seinen Landsleuten vererbt zu haben scheint) und unter Anderm in seinen philosophischen Prinzipien eine Ansicht vom Weltgebäude ausspricht, die fast wörtlich bei Giordano Bruno zu finden ist. Es unterliegt somit kaum einem Zweifel, dass Descartes das Gesetz gekannt und keinen Antheil an der Entdeckung desselben hat. Er führt auch keinen Versuch an, wodurch er es gefunden; indess bleibt ihm doch das Verdienst, dass er dasselbe zuerst in der einfacheren Form aussprach, in der es gegenwärtig gebraucht wird. Statt nämilich zu sagen, die Cosecanten stehen in einem constanten Verhältniss, wie Snell gethan, sagte er, die Sinus dieser Winkel stehen darin. Es ist ja auch cosec x l sin i i- daher =- sn -- sin x7 sin r ~Diese Form war gerechtfertigt durch eine Erklärung, die er von der Entstehung des Brechungsgesetzes gab, eine Erkläirung, die, wenn sie auch einwurfsfähig ist, doch als erster Versuch zum tieferen Eindringen in die Vorgänge beim Licht, alle Anerkennung verdient und sicher den späteren vollkommeneren Theorien vorgearbeitet hat. Sie hängt überdies so innig mit seinen Ideen über das Wesen des Lichtes zusammen, dass seine Gegner, glaube ich, ihm Unrecht thun, wenn sie behaupten, Descartes habe diese

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
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Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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