Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

Ob Descartes das Brechutlgsgesetz des Lichtes selbstständig gefunden habe oder nicht, war eine Frage, die seiner Zeit die Geschichtsschreiber der Physik lebhaft beschäftigt hat, die aber heute, wie es scheint, für eine erledigte gilt. Wohin man sich wendet, begegnet man entweder der einfachen Angabe, dass das berühmte Gesetz deim Holländer Willebrord Snell verdankt wird, was ja auch dei Thatbestande gewiss entspricht, oder der vollständigeren, dass Snell es zwar entdeckt, Descartes aber zuerst veröffentlicht habe. So erscheint Descartes erst an zweiter Stelle. Die historische Forschung hat sich damit gegen ihn als selbstständigen Entdecker des fri die Dioptrik grundlegenden Gesetzes entschieden. Indess trifft man auch immer wieder die mehr oder weniger offen ausgesprochene Vermuthung, dass er sich wider besseres Wissen für den Entdecker jenes Gesetzes ausgegeben und den Namen des holländischen Gelehrten absichtlich verschwiegen habe. Am schärfsten spricht sie noch zuletzt Poggendorff in seinen Vorlesungen iber die Geschichte der Physik aus und zwar so scharf, dass man unmittelbar dadurch angeregt wird, nochmals zu den Quellen aufzusteigen, umn zu prüfen, wie es denn mit den Akten dieser grossen Streitfrage eigentlich bestellt ist. Finden sich dabei wichtige Momente bisher ausser Acht gelassen, so mag darin eine Rechtfertigung dafür liegen, dass, trotz der scheinbaren Erledigung der ganzen Sache, diese im Nachfolgenden noch einmal zum Gegenstand einer Untersuchung gemacht worden ist. Descartes erscheint bei Poggendorff in keinem günstigen Lichte. Er wird zwar geschildert als ein Mann von ausgezeichneten Gaben und grosser Beweglichkeit des Geistes, aber ~voll brennenden Ehrgeizes in der Wissenschaft zu glänzenl), dabei auch von sehr reizbarem Gemüth und etwas zweifelhaftein Charakter, Eigenschaften, die ihn in mannigfache Streitigkeiten mit seinen Zeitgenossen verwickelten." Nach einer solchen allgemeinen Charakteristik wird man denn auch nicht durch die Darstellung überrascht, welche Poggendorff seinem Verhalten in Sachen des Brechungsgesetzes zu Theil werden lässt. Nachdem" er nämlich, wie billig, des Descartes Bedeutung für die Erkenntniss des Regenbogens, namentlich der Grösse der Kreisöffnung desselben hervorgehoben, fährt er folgendermassen fort: "Leider ist hier aber sein Verdienst mit einem Makel behaftet, von

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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