Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

229 - doch ebenso unbegreiflich erscheint uns die Thatsache, dass selbst ganz moderne Geschichtsschreiber wie Sutter, unseren Mathematiker so gänzlich ignoriren. Da wir den Inhalt des Ghetaldischen Werkes ziemlich ausführlich gegeben haben, so halten wir eine nähere Discussion desselben für überflüssig. Nur hätten wir noch beizufügen, dass Kästner's Bemerkung: ~Ghetaldi habe das Verfahren der Alten befolgt" sich nur auf den Umstand basirt, dass jeder analytischen Lösung auch synthetische Beweise folgen. Ghetaldi hat auch die Gleichungen des IV. Grades nicht gelöst, wie mancher Historiker behauptet. Der Fall, welcher sich darauf bezieht, wird zu den Aufgaben gezählt,quae sub Algebram non cadunt." Sehr beachtenswerth scheint uns der Umstand zu sein, dass Ghetaldi die Archimedische Aufgabe, wovon Vitruvius lib. 9. Cap. 3 berichtet, so wie Aufgaben aus der Progressionslehre geometrisch löst. Die letzten Aufgaben des Ghetaldi, worüber er sich ausdrückt: quae sub algebram non cadunt, eaquae resolvam, et componam, methodo, qua veteres in resolvendis et componendis omnibus Problematibus utebantur, wären alle sehr leicht durch die Trigonometrie zu lösen gewesen. Doch schon Kästner hat den Ghetaldi hierüber gerechtfertigt, indem er sagte, dass "zu seiner Zeit waren Vergleichungen zwischen trigonometrischen Linien die einem Winkel gehören und Seiten des Dreiecks nicht gewöhnlich, was sich also durch solche Vergleichungen ausdrücken liess, fiel nicht unter seine Algebra. Nach der strengen Bedeutung von algebraisch hatte er recht, weil trigonometrische Funktionen zu transcendenten Ausdrücken füihren." VI. Da uns unsere Leser geduldig bis hierher gefolgt sind, wollen wir noch einige Worte dein grossen Mathematiker Descartes widmen. Wenn Wallis seinem Landsmann Harriot iübertriebene Verdienste zugeschrieben hat, so ermangelte anderseits Montucla nicht, ihm - wenn wir uns so ausdrücken dürfen - die Leviten dafür zu lesen. Hat aber Wallis ibertrieben, so war Montucla seinen Landsleuten Viete und Descartes gegenüber, jedenfalls auch nicht wortkarg. Merkwürdigerweise macht man dem Descartes soviele Vorwürfe, dass sich Monti veranlasst sah von ihm zu sagen, dem bekannten Spruch: benignum est et plenum ingenui pudoris fateri, per quos profeceris, niemals gefolgt zu sein. So sind mehrere Gelehrte über ihn indignirt, da er sich Entdeckungen über den Regenbogen zuschreibt, die schon vor ihm durch den dalmatinischen Prima, Erzbischof de Dominis gemacht wurden. Auch der Satz seiner Optik ~Nempe est in

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
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Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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