Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

- 227 lutione etc." zu verfassen; der frühe Tod machte seinem Lehensgang ein Ende und so konnte er nicht einmal die Drucklegung des bereits begonnenen Werkes erleben.. Alle seine Werke beweisen uns zur Genüge, dass er sich vorzüglich nur mit der Geometrie beschäftigte, während er die Algebra, auf literarischem Gebiet wenigstens, gar nicht cultivirte. Wir bemerken ferner, dass zur Zeit seiner Abwesenheit aus. dem elterlichen Hause, er in erster Linie die Geometrie der Alten pflegte, dass er bemüht war, die Werke der Alten für sich und für seine Zeitgenossen zu restauriren, Verdienste, die allerdings Berücksichtigung verdienen. Auf seinen Reisen und während seines Aufenthaltes auf den verschiedenen Universitäten muss er aber jedenfalls über die Leistungen der Analysten vollständig in Kenntniss gesetzt worden sein, ja wir sehen aus der Vorrede zu seinem Werke,de resolutione" und aus seiner Vertheidigung gegen die Angriffe des Cyriacus, dass er sogar zu den persönlichen Freunden Vibte's gehörte. So äussert sich Ghetaldi auf Seite 48 des mehrmals genannten Buches: ~Idem vitium non accuratae demonstrationis notat Cyriacus in Problemate seeundo Francisci Vietae in Apendicula prima ad Apollonium Gallum etc.... Verum cum ipse quoque moleste ferrem, quod tanti viri laudes, non sine aliqua temeritatis nota, ut leuissime dicam, Cyriacus ausus sit imminuere, non possum non ostendere, quain longe absit a vero in suis animaduersionibus iudicium Cyriaci. Nempe hoc a me postulat singularis quidam meus in Vietam amor, atque obseruantia, atque adeo arctissima amicitiae, coniunctionsique necessitudo, quae mihi cum illo Parisijs intercessit, mutuis officijs confirmata. huc accedit, quod cum Cyriacus in uno, eodemque libello, et Vietam, et me de non accurata demonstratione accusauerit, inofficiosus essem, si omissa amici causa meam tantum defenderem. Ein gelehrter Mann wie Ghetaldi muss also, wie wir eben sagten, von den Leistungen Tartaglia's, Cardan's etc. wohlunterrichtet gewesen sein und da er zuerst Schüler und dann Freund des ViSte war, hat er auch die Verwandlung der Gleichungen in Proportionen und somit ihre Auflösung durch geometrische Construktionen bereits in Paris erlernt. Hat er auch die Schriften Cataldi's in Händen gehabt oder von denselben, beziehungsweise von der geometrischen Construktion seiner Gleichungen nur Kunde erhalten, so blieb ihm nur wenig zu thun, um sein Werk zusammenzustellen. Wir brauchen also nicht speciell hervorzuheben, dass Ghetaldi weit nicht derjenige war, welcher die Algebra zum ersten Mal auf die Geometrie angewandt hat, dass somit die vielen von uns angeführten Historiker sich in der Beurtheilung seines Werkes bedeutend geirrt haben. Aber dessenungeachtet gebührt dem Ghetaldi eine ehrenvolle Stelle in der Geschichte der Mathematik, und wir glauben nicht zu ibertreiben, wenn wir die Ver15*

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Page 216
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 1, 2025.
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