Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

abzielen, das Verfahren der Alten als ein nicht eben wesentlich von dem heutzutage noch in unseren Schulen gelehrten Berechnungsmodus verschiedenes hinzustellen. Die Gesammtliteratur, welche allmählich über diesen Gegenstand angewachsen ist, soll in diesen letzten- beiden Abschnitten zur Besprechung gelangen, und wenn es auch vermessen wäre, zu sagen, dass nichts Hierhergehöriges vergessen worden sei, so darf vielleicht doch der Vermuthung Ausdruck gegeben werden, es treffe diese unbeabsichtigte Vernachlässigung wenigstens keine literarische Erscheinung von grossem Belang. Dass in dem zweiten und dritten Theile auch manche geschichtlich gleichgültige, wohl aber für Zahlentheorie und algebraische Analysis wichtige Nebenfragen eine Erörterung finden, wird wohl keiner besonderen Rechtfertigung bedürfen. Kapitel 1. Unmittelbare Zeugnisse des Alterthums. ~. 1. Das Irrationale bei den Griec7en. Dass schon in den ältesten Zeiten ein gewisses Bedürfniss sich geltend machte, die Zahl kennen zu lernen, welche mit sich selbst multiplicirt eine andere gegebene Zahl ergiebt, diess möchte wohl aus der Thatsache hervorgehen, dass Rawlinson auf einer assyrischen Thonplatte eine zum Theil im decimalen, zum Theil im sexagesimalen System gehaltene Tafel der sechzig ersten Quadratzahlen entdeckte 3). Derartige Tabellen mochten wohl auch noch für die Griechen des vorpythagoräischen Zeitalters dem Bedürfnisse vollkommen genügen; man war zufrieden, zu wissen, dass, wenn m zwischen a2 und (a - 1)2 lag, nun auch I m zwischen a und (a + 1) enthalten sein müsse, und hatte zunächst keine Veranlassung, eine Einschliessung zwischen näher an einander liegenden Grenzen anzustreben. Die Entdeckung - dieser Ausdruck dürfte in einer Angelegenheit von so hervorragender Wichtigkeit wohl am Platze sein - des Irrationalen denkt sich Cantor 4) in der Weise, dass man*) die Erfahrungswahrheit, wonach die drei Seiten 3, 4, 5 ein rechtwinkliges Dreieck liefern, zu verallgemeinern suchte: man hatte erkannt, dass für die Seiten dieses rechtwinkligen Dreiecks die Relation 32 -+ 42 = 52 bestehe, und verfiel nun darauf, zu untersuchen, ob etwas Aehnliches auch bei anderen rechtwinkligen Dreiecken statthabe. Zunächst nahm man wohl das rechtwinklig-gleichschenklige Dreieck vor, prüfte mit dem Maassstab dessen Seitenlängen und überzeugte sich so, dass ein ge*) In ähnlicher Weise ward schon früher vom Verf. 4) die Auffindung des pythagoräischen Lehrsatzes auf ein Experimentiren mit rechtwinkligen Dreiecken von bestimmter Form zurückgeführt,

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
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Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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