Mathematische Abhandlungen Hermann Amandus Schwarz zu seinem fünfzigjährigen Doktorjubiläum am 6. August 1914 gewidmet von Freunden und Schülern. Mit dem Bildnis von H. A. Schwarz und 53 Figuren im Text.

Sophie Germain. 4i17 z. B. die Frage über den Zusammenhang von Leib und Seele, das Wesen des Wissens, Freiheit, Unsterblichkeit, Wesen der Materie u. s. w. Sie begnügen sich in die Masse der Tatsachen Ordnung und Einheit zu bringen, anders ausgedrückt, der Positivismus will die Erscheinungen nicht erklären, sondern nur ihre Beziehungen und Analogien aufhellen. Er ist in erster Linie gegen den transzendentalen Idealismus Kants gerichtet, wobei es eigentümlich, daß beide und zwar mit Recht sich auf Newton berufen. Der Stammbaum ist Aristoteles, Newton, D'Alembert, Condorcet, Sophie Germain, Comte (Laas, E. Dühring). Eugen Dühring ist der einzige deutsche Philosoph von Bedeutung der S. G. gewürdigt hat, er nennt die,Considerations" geradezu ~,ein logisch ästhetisches (d. h. Wissenschaft und Kunst umfassendes) Programm für die Grundformen der zukünftigen exakteren Gestaltung aller Wissenschaft sowie auch der literarischen und künstlerischen Tätigkeit." Gesagt muß allerdings werden, daß es eine voraussetzungslose Wissenschaft nicht gibt und daß auch der Positivismus S. G.s so wenig der Hypothesen oder Grundlegungen entbehren kann als die Philosophie des Demokrit, Platon, Aristoteles, Descartes, Leibniz, Kant. Daß Ordnung, Harmonie, Einfachheit, das Streben nach Analogie, intellektuelle Notwendigkeiten sind, ist grade so hypothetisch wie die Atome des Demokrit, die Ideen Platons, die Monade des Leibniz, die Transzendalität des Ding an sich bei Kant. Das eben mit ~Harmonie" wiedergegebene Wort,Proportion" ist bei S. G. vieldeutig, bald bedeutet es Ebenmnaß (Göringer), bald einfach Verhältnis, bald einfache Verhältnisse der Teile zum Ganzen, bald Analogie im hellenischen Sinne d. h. Gleichheit der Verhältnisse, bald Analogie im heutigen Sinne als Entsprechung. Nie aber ist die Verwandtschaft der Geistes- und exakten Wissenschaften, nie, nicht einmal von D'Alembert und Maupertuis, die Analogie zwischen Kunst und Mathematik durch die vorherrschende Bedeutung der Phantasie und zugleich der Unterschied der Phantasie des Künstlers von der nicht minder schöpferischen des Mathematikers so leuchtend klar erfaßt worden, wie von S. G. Und doch bemühte sich Dr. Hugo Göringer vergebens um eine Zentenarfeier in Frankreich, ~Sophie Germain war vergessen" (Stupuy), da wurde der Dichter, Mathematiker und Positivist Hippolyte Stupuy beim Studium des,,Cours" auf sie aufmerksam. Er gab ihre Schrift unter dem Titel ~Oeuvres philosophiques de S. G." Paris 1871 heraus, zusammen mit den,Pensees Festschrift Schwarz. 27

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Mathematische Abhandlungen Hermann Amandus Schwarz zu seinem fünfzigjährigen Doktorjubiläum am 6. August 1914 gewidmet von Freunden und Schülern. Mit dem Bildnis von H. A. Schwarz und 53 Figuren im Text.
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Publication
Berlin,: J. Springer,
1914.
Subject terms
Mathematics.
Schwarz, Hermann Amandus, -- 1843-1921.

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