Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.

~ 10. Vermischte Anwendungen. 927
die Front des Elektrons völlig feldfrei ist, während sich im hydrodynamischen Falle eine Verdichtungswelle vor den Kopf des Geschosses
lagert und von hier aus nach hinten umbiegend den Mantel des Machschen Kegels bildet. Dieses Luftpolster wird also mit gröfserer Geschwindigkeit als c vorwärts getragen; die Schallgeschwindigkeit c ist
also für seine Fortpflanzung ersichtlich nicht mehr mafsgebend.
Unsere Annahme, dafs trotzdem das elektrodynamische Gesetz des
Wellenwiderstandes im Grofsen und Ganzen auch für den hydrodynamischen Fall gelten möge, wird gestützt einmal durch die Erwägung,
dafs der geometrische Charakter des Feldes beidemal durch das Machsche Phänomen wesentlich in der gleichen Weise bestimmt wird, sodann durch den experimentellen Befund der Schiefsversuche. Derselbe
wird durch eine Kurve dargestellt, die wir dem zitierten EncyklopädieArtikel von Cranz entnehmen.
Nach der Abscisse der Fig. 143 wird das Geschwindigkeitsverhältnis
x = v/c aufgetragen, nach der Ordinate das Verhältnis des Gesamtwiderstandes, wie er aus den Schufstafeln entnommen wird, zu dem
Reibungswiderstande der Luft, yR 1.
y=-(W+ R)/R, wobei wir den y....
Gesamtwiderstand in Wellen- '..
widerstand W und Reibungswiderstand 1? zerlegt haben;..~
letzterer werde in der üblichen
Form des Newton'schen Rei- __________
bungsgesetzes B = av2 propor- Fig 143.
tional mit v2 angesetzt. Die ausgezogene Kurve stellt eine empirische Interpolationsformel von Siacci
dar, welche sich dem zahlreichen Beobachtungmaterial sehr gut anschliefst. Die Kurve läfst folgendes erkennen: Für kleine v ist y konstant gleich 1, in der Nähe von v =c findet ein ziemlich plötzlicher
Anstieg statt, darauf folgt ein Maximum und weiterhin ein allmählicher
Abstieg. Wir würden dies Verhalten folgendermafsen theoretisch deuten:
Für v < c ist der Wellenwiderstand W zunächst Null und daher y = —1;
in der Nähe von v = c (und schon etwas vorher) setzt der Wellenwiderstand in zunehmendem Mafse ein; derselbe wächst aber mit v. in
geringerem Mafse wie der Reibungswiderstand B; das Verhältnis W/R
nimmt daher ebenso wie y mit wachsendem v wieder ab.
In der punktierten Kurve haben wir denjenigen Wert von y aufgetragen, der sich durch direkte Übertragung des obigen elektrodynamischen Gesetzes für den Wellenwiderstand ergeben würde. Der