Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.

~ 10. Vermischte Anwendungen. 911 scheinung, die diesen Anordnungen zu Grunde liegt, ist aus den einfachsten Kreiselversuchen bekannt, nämlich dafs ein auf die Spitze gestellter Kreisel, der also eine. langsame Präcession beschreibt, rasch zu rollen beginnt, wenn sein Schwungring die Unterlage berührt. Ähnlich wird der Kreisel der Einschienenbahn an seitlichen Backen, die sich gegen seinen Schwungring anlegen, abrollen können. Die Vorrichtung ist nun so getroffen, dafs mit der Richtung, nach der der Wagen seitlich geneigt ist, auch die Seite wechselt, auf der sich die erwähnten Backen anlegen, d. h. dafs sich mit dem Vorzeichen von i auch. die Richtung des Abrollens umkehrt. Nun ist aber nach den Gleichungen (3) (bei denen noch von der nicht beträchtlichen Dämpfung abgesehen ist) die NeigungP gleichphasig mit der Schwingungsrichtung dü/dt. Daher wird das Abrollen bei geeigneter Vorzeichenbestimmung immer den Sinn der Kreiselrahmenschwingung annehmen, also diese beschleunigen können. Die Beschleunigungsenergie wird hier direkt dem Schwungrad, indirekt dem Antriebsmotor entnommen. In der Praxis ist es natürlich vorteilhafter, wie es auch bei Brennan vorgesehen ist, nicht das^ Schwungrad selbst, sondern eine damit geeignet verbundene Rolle zu verwenden. Man dürfte auch leicht andere Vorrichtungen zur Beschleunigung der Rahmenschwingung konstruieren können, z. B. eine der Anschütz'schen Dämpfungsvorrichtung (vgl. pag. 861) ähnliche Anordnung. Die hier besprochene aufrechte Kreiselanordnung ist nicht die in dem ursprünglichen Patent von Brennan gewählte; die Figurenaxe soll dort nicht in der Vertikalebene, sondern in der Horizontalebene schwingen, wobei sie in der Mittellage quer zum Wagen liegen mufs. Ihre Gleichgewichtslage ist alsdann eine indifferente, sie müfste nach den allgemeinen Prinzipien erst künstlich, etwa durch Federoder Gewichtsbelastung, labil gemacht werden. Ferner wird in diesem Fall an einer Wendung offenbar eine Verlagerung des Impulses erforderlich, es werden daher Momente auf den Wagen übertragen, die starke Schwingungen veranlassen können, während bei vertikaler Stellung eine Kurve den Kreisel nicht direkt beeinflufst. Bei der horizontalen Anordnung werden daher zwei Kreisel mit entgegengesetztem Umlaufssinn vorgesehen, deren Rahmen zwangläufig gekoppelt sind, so dafs sich die schädlichen Kreiselwirkungen aufheben, ähnlich wie es Herr Skutsch beim Schiffskreisel vorgeschlagen hat. Sonst sind prinzipiell die beiden Anordnungen nicht voneinander verschieden. Die bisherigen Uberlegungen übertragen sich in sinngemäfser Weise auf den Fall, dafs der Wagen an einer Kurve nicht nur von der Schwerkraft, sondern auch von der.Centrifugalkraft beeinfiufst ist.

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Title
Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.
Author
Klein, Felix, 1849-1925.
Canvas
Page 901
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1897-1910.
Subject terms
Tops
Precession
Nutation
Latitude variation
Gyroscopes

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"Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/abv7354.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 29, 2025.
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