Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.

~ 4. Der Schlicksche Schiffskreisel. 797 müssen wir beim Schiff und auch beim Kreiselrahmen ein aufrichtendes Schweremoment in Rechnung setzen, während wir früher den äufseren, inneren und Schwungring als genau centriert und daher der Schwere entzogen dachten. Wir gehen jetzt aus von der Betrachtung zweier miteinander gekoppelter schwingungsfähiger Freiheitsgrade: der eine Freiheitsgrad wird gebildet von den um die Längsaxe des Schiffes erfolgenden Rollbewegungen desselben, der andere von den um die querschiffs gelagerte Drehaxe stattfindenden Ausschlägen des Kreiselrahmens; die Koppelung beider besorgt die zwischen ihnen sich abspielende Kreiselwirkung. Den Freiheitsgrad des Kreiselrades um seine eigene Figurenaxe können wir als solchen ignorieren, da sein Impuls durch den Antrieb auf konstanter Höhe gehalten wird. Strenge genommen hätte der Kreisel auch noch die Freiheitsgrade, die vom Stampfen des Schiffes und seinen etwaigen Drehungen um die Vertikale herrühren. Die letzteren werden aber schon wegen des grofsen ihnen entgegenwirkenden Wasserwiderstandes gering, andrerseits wird sich, wegen des grofsen Trägheitsmoments um die Schiffsqueraxe, die Pendelungsenergie des Kreiselrahmens nur in sehr geringem Mafse auf die Stampfbewegung des Schiffs übertragen. Wir betrachten also vorläufig das Schiff, abgesehen von z seinen Rollbewegangen, als fest, werden aber im ~ 6 noch einmal \ ' kt auf die Stampfbewegungen zurück- Q kommen und ihren Einflufs nume- _ L risch abschätzen (s. pag. 841). Sei fp der Winkel' der Rollbewegung des Schiffes um seine Längsaxe LL' (Fig. 124), 4 der z Drehwinkel*) des Rahmens um seine querschiffs gelagerte Drehaxe Q Q', beide gezählt von der mittleren, aufrechten Lage des FLig. 124. Schiffes resp. Kreiselrahmens aus. In der Figur ist mit QoQ'o die mittlere, horizontale Lage der Drehaxe Q Q' bezeichnet, die dem Winkel = 0 entspricht. Betrachten wir zunächst die beiden Freiheitsgrade für sich, unter *) Die Bezeichnungen ip und a sollen an die Eulerschen Winkel erinnern. In der That spielt die Längsaxe LL' hier dieselbe Rolle wie die Vertikale im ~ 1, um welche ip gezählt wird. Nur war es zweckmäßig, mit * nicht wie früher den Winkel zwischen LL' und der Figurenaxe, sondern sein Komplement zu bezeichnen.

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Title
Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.
Author
Klein, Felix, 1849-1925.
Canvas
Page 781
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1897-1910.
Subject terms
Tops
Precession
Nutation
Latitude variation
Gyroscopes

Technical Details

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"Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/abv7354.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 30, 2025.
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