Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.

796- IX. Technische Anwendungen. gaben des Schiffskreisels. Die dem Schiff bei einem Ausschlag erteilte Energie des Rollens kann durch den Kreisel natürlich nicht ohne Weiteres vernichtet, sondern nur umgesetzt werden in eine Schwingung des Kreiselrahmens gegen das Schiff. In dieser Form läfst sich die Schwingungsenergie aber durch geeignete Bremsvorrichtungen beseitigen (d.h. in Wärme verwandeln). Es ist eine Bandbremse (B in Fig. 123) sowie ein hydraulicher Bremszylinder, beide gegen den Kreiselrahmen wirkend, angeordnet. In der Ermöglichung dieser Bremsung haben wir eine wesentliche Seite der Wirksamkeit des Schiffskreisels zu sehen. Bei einem Wagen arbeitet ja die Bremse von dem Wagenkasten aus gegen die relativ dazu sich drehenden Räder. Bei dem Schiffskörper fehlt zunächst die Möglichkeit des Anlegens einer Bremse, da keine Relativbewegung der festen Teile vorhanden und der Wasserwiderstand, selbst wenn er durch Schlingerkiele unterstützt wird, nicht ausgiebig genug ist. Die Kreiselwirkung aber schafft eine energische Relativbewegung des Rahmens gegen den Schiffskörper und ermöglicht damit, dem letzteren eine Bremse anzulegen. Natürlich darf die Bremsung nicht so stark sein, dafs sie ein Ausschlagen des Kreiselrahmens überhaupt verhindert; sonst würden wir wieder auf den dem Schiffskörper fest eingebauten und daher wirkungslosen Schwungring zurückfallen. Dafs es ein geeignetes Mittelmafs von Bremsung giebt, welches die freien Schiffsschwingungen hinreichend stark dämpft, ohne die Kreiselwirkung zu unterbinden, und bei dem auch die erzwungenen Schwingungen heruntergesetzt werden, zeigt die Erfahrung und in Ubereinstimmung mit ihr die theoretische Überlegung. Über die Erfahrungen am Schiffskreisel werden wir im ~ 6 berichten. Wir wenden uns zunächst zu seiner Theorie. Vorab sei bemerkt, dafs wir die Verhältnisse schematisch wieder durch die Fig. 121 des Torpedokreisels darstellen können: Der aufsere Ring entspricht dem Schiffskörper, der innere dem Kreiselrahmen, der Schwungring unserem Kreiselrade. Der Unterschied ist zunächst nur ein quantitativer: der äufsere Ring ist im Falle des Schiffskreisels äufserst massig im Verhältnis zu den anderen Teilen zu denken. Dafs seine Drehaxe jetzt nicht vertikal, sondern horizontal gestellt wird, ist natürlich belanglos. Bei den zunächst zu betrachtenden freien Schwingungen wäre das äufsere Moment W gleich Null, bei den durch Seegang erzwungenen Schwingungen periodisch wechselnd. Es giebt aber weitere Unterschiede, welche es bequemer erscheinen lassen, bei der Entwicklung der Formeln einen anderen Ausgangspunkt zu nehmen: Wir müssen jetzt die schon genannten Reibungswirkungen als wesentlich in die Theorie einführen, die wir früher nicht berücksichtigt haben; ferner

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Title
Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.
Author
Klein, Felix, 1849-1925.
Canvas
Page 781
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1897-1910.
Subject terms
Tops
Precession
Nutation
Latitude variation
Gyroscopes

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"Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/abv7354.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 28, 2025.
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