Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.

~ 1. Die wichtigste Formel der Kreiseltheorie. -769 also wenn zu Anfang z9 = -/2 war, AW N (IVg) -t+ sin t. Diese Bewegung ist keine rein periodische, sondern hat einen mit der Zeit fortschreitenden, 'durch die ersten beiden Terme gegebenen Hauptbestandteil, welcher von kleinen, durch den letzten Term dargestellten Schwankungen iberlagert wird. Amplitude und Zeitmafs dieser Schwankungen stimmen mit denjenigen des WVinkels 'I überein. Bei sehr großem N werden beide Arten von Schwankungen (ähnlich wie die Nutationen bei der pseudoregulären Präcession (in Kap. V, ~ 2) unmerklich klein, und wird auch die Hebung der Kreiselaxe sehr langsam erfolgen. Nur in diesem Falle sind die Voraussetzungen unserer Rechnung bei der Anwendung der Formel (I) für eine nicht zu lange Beobachtungszeit t hinreichend genau erfüllt. Wollen wir dagegen strenge verfahren und die Hebung der Figurenaxe, wie sie in unserem letzten Beispiel zu Tage trat, berücksichtigen, so haben wir die Kreiselwirkung K nicht aus der Gl. (I), sondern aus (III) zu bestimmen; ferner haben wir von der Kreiselwirkung K', welche die zu 0 F und 0 K gemeinsame Senkrechte zur Axe hat, nur diejenige Komponente zu nehmen, die um 0V wirkt. Sodann aber bleibt auch der Eigenimpuls N nicht konstant, sondern wird, sobald die Figurenaxe nicht mehr senkrecht zur Vertikalen steht, durch das um die Vertikale wirkende Drehmoment ~V seinerseits abgeändert. Endlich ist die Vertikale keine Hauptaxe der Massenverteilung mehr, sobald die Äquatorebene des Kreisels nicht mehr durch die Vertikale geht; deshalb ist auch die Beschleunigungswirkung des Drehmomentes qv nicht mehr, wie in Gl. (IVa), durch Ad24/dt.2 gegeben, sondern mufs nach dem allgemeinen Impulssatz und dem allgemeinen Zusammenhange zwischen Impuls- und Drehungsvektor bestimmt werden. Die so sich ergebenden genauen Bewegungsgleichungen lassen sich zwar nach dem Schema der Lagrangeschen Gleichungen hinschreiben, sind aber einer weiteren Integration nicht zugänglich. Trotzdem kann über den Charakter der Erscheinungen allgemein kein Zweifel sein: Indem sich der Winkel a von z/2 bis O verkleinert, nimmt die Kreiselwirkung K und die in Betracht kommende Komponente von K' successive ab. Dementsprechend vermindert sich die Stabilität des Kreisels gegen das äufsere Moment v, bis dieselbe für = 0 vollständig verschwunden ist. In diesem letzteren Grenzfalle, wo der Eigenimpuls N in der Vertikalen liegt, findet ja bei einer Drehung p keine Verlagerung von N und daher auch keine Kreiselwirkung mehr statt.

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Title
Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.
Author
Klein, Felix, 1849-1925.
Canvas
Page 761
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1897-1910.
Subject terms
Tops
Precession
Nutation
Latitude variation
Gyroscopes

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"Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/abv7354.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 31, 2025.
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