Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.

754 VIII. Abschnitt B. Geophysikalische Anwendungen. Qualitativ können wir folgendermafsen sagen: Der in einer beliebigen Vertikalebene bewegliche Schwungring befindet sich unter ganz ähnlichen Bedingungen wie der Schwungring im zweiten Foucaultschen Versuch (s. oben unter b) oder c)); um seine Lage innerhalb der Vertikalebene oder seine Stellung gegen die rotierende Erde festzuhalten, wäre die Überwindung des Momentes K erforderlich, welches die Verbindungslinie der Schneiden AA' zur Axe hat. Da ein Gegenmoment — K nicht ausgeübt wird, bewegt sich der Schwungring so, als ob ein Moment K um die genannte Axe auf ihn einwirkt. Dieses strebt die Figurenaxe des Schwungringes der Drehaxe der Erde parallel zu stellen; es lenkt also die Schwungringaxe aus ihrer vertikalen Anfangslage nach derjenigen Richtung hin ab, in welche sich die Axe der Erdrotation auf die Bewegungsebene des Schwungringes projiziert. Aufser diesem Momente wirkt aber jetzt das Moment der Schwere, welches die Figurenaxe des Schwungringes nach der Vertikalen zurücklenkt. Es wird mithin eine gewisse mittlere Lage zwischen der Vertikalen und der Projektion der Erdaxe geben, in welcher sich beide Drehmomente das Gleichgewicht halten und in welcher sich die Axe des Schwungringes demnach in Ruhe befindet. Um die Überlegung nach der quantitativen Seite zu vervollständigen, ist es nur nötig, das Moment der Schwere M einerseits und das der Trägheitswirkung K andrerseits durch die an dem Apparat zu beobachtenden Gröfsen auszudrücken. Es sei m die Masse des Laufgewichtes p und 6 sein Abstand vom Schwerpunkt des Schwungringes. Bedeutet X den Winkel, den die Figurenaxe des Schwungringes mit der Vertikalen bildet, von der Vertikalen nach der Figurenaxe hin positiv gerechnet, so wird der Hebelarm der Schwerkraft mg um die Axe der Schneiden a sin X und daher das Moment der Schwere im ~Sinne des Winkels X (10) M - mg sin. Bei der Bestimmung des Deviationswiderstandes K gehen wir wieder von der Gl. (1) p. 175 aus, führen darin den Eigenimpuls N des Schwungringes ein und setzen für v die Komponente der Erdrotation nach der Bewegungsebene des Schwungringes v = co cos A, wo - wie unter c) den Winkel zwischen der Erdaxe und dieser Ebene bedeutet. Wir erhalten so, wenn wir noch ein Glied von der verhältnismäfsigen Gröfsenordnung Aco/N wie oben streichen: K = - Ne cos A sin ~..ü mifst hierbei den Winkel zwischen der Projektion der Erdaxe auf die Bewegungsebene des Schwungringes und der Figurenaxe des letzteren,

/ 480
Pages

Actions

file_download Download Options Download this page PDF - Pages 745- Image - Page #241 Plain Text - Page #241

About this Item

Title
Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.
Author
Klein, Felix, 1849-1925.
Canvas
Page 745
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1897-1910.
Subject terms
Tops
Precession
Nutation
Latitude variation
Gyroscopes

Technical Details

Link to this Item
https://name.umdl.umich.edu/abv7354.0003.001
Link to this scan
https://quod.lib.umich.edu/u/umhistmath/abv7354.0003.001/250

Rights and Permissions

The University of Michigan Library provides access to these materials for educational and research purposes. These materials are in the public domain in the United States. If you have questions about the collection, please contact Historical Mathematics Digital Collection Help at [email protected]. If you have concerns about the inclusion of an item in this collection, please contact Library Information Technology at [email protected].

DPLA Rights Statement: No Copyright - United States

Manifest
https://quod.lib.umich.edu/cgi/t/text/api/manifest/umhistmath:abv7354.0003.001

Cite this Item

Full citation
"Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/abv7354.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 2, 2025.
Do you have questions about this content? Need to report a problem? Please contact us.