Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.

~ 9. Der Nachweis der Erdrotation durch die Kreiselwirkung. 741 die Lotlinie des Beobachtungsortes fallende, durch seine Verbindung mit der rotierenden Erde in ganz bestimmter Weise geführt. Es ist aber klar, dafs die Bewegung des Systems unserer beiden Ringe durch Angabe der Bewegung zweier Durchmesser D und D' vollständig festgelegt ist: Wenn der Durchmesser D wirklich im Raume genau stillsteht und der Durchmesser D' genau die Bewegung der Lotlinie mitmacht, so ist die Bewegung unserer beiden Ringe dadurch zwangläufig gemacht. Ihre Drehgeschwindigkeit wird hierbei ersichtlich von der Gröfsenordnung der Geschwindigkeit der Erdrotation. Des Näheren sahen wir bereits pag. 732, dafs, solange die Schwungringaxe relativ zur Erde wenig von ihrer horizontalen Anfangslage abweicht, die Winkelgeschwindigkeit des äufseren Ringes gleich co sin 9p sein würde; die des inneren Ringes wird, wie gleichfalls aus der angezogenen früheren Überlegung folgt, gleich co cos p sin A, wo Z das Azimuth der Kreiselaxe gegen den Meridian des Beobachtungsortes bedeutet. Indem des Weiteren die Schwungringaxe ihre Stellung im Raum behauptet und sich dabei im Laufe der Zeit aus der Horizontalen des Beobachtungsortes entfernt, ändern sich diese Werte der Geschwindigkeiten stetig, bleiben aber dauernd von der Gröfsenordnung co. Jetzt stellen wir uns vor, dafs die beschriebene Bewegung der Ringe auch. bei nicht verschwindender Masse derselben zwangläufig aufrecht erhalten werde. Hierzu ist erforderlich, dafs den Ringen zu Anfang der Bewegung die Impulse A3 cocos p sin Ä, A2 3 sin p erteilt werden, wo A1 und A2 die Trägheitsmomente des inneren und äufseren Ringes um einen ihrer Durchmesser bedeuten, und dafs diese Impulse in der Weise abgeändert werden, wie es der Veränderlichkeit der Drehgeschwindigkeiten entspricht. Sie bleiben dabei von der Gröfsenordnung Alo3 und A2o). Setzen wir sie mit dem Impuls der Eigenrotation des Schwungringes zusammen, welcher im Wesentlichen CQ beträgt, so ergiebt sich ein Gesamtvektor, der nach Richtung und Gröfse jedenfalls nur wenig von dem konstanten Eigenimpuls des Schwungringes abweicht. Der Richtungsunterschied sowie der verhältnismäfsige Gröfsenunterschied beider Vektoren ist nämlich von der Gröfsenordnung co/2, wenn wir das Verhältnis der Trägheitsmomente A1/C und A2/C, indem wir ungünstig rechnen, der Gröfsenordnung nach gleich 1 setzen. (Bei der wirklichen Ausführung des Foucaultschen Gyroskops sind diese letzteren Verhältnisse sogar wesentlich kleiner als 1.) Wir können hiernach sagen: zu der von uns fingierten zwangläufigen Bewegung der Ringmassen, wie sie sich bei Festhaltung der Schwungringaxe ergeben würde, gehört ein Gesamtimpuls, der nach Richtung und Gröfse als konstant angesehen werden darf, sofern wir

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Title
Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.
Author
Klein, Felix, 1849-1925.
Canvas
Page 725
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1897-1910.
Subject terms
Tops
Precession
Nutation
Latitude variation
Gyroscopes

Technical Details

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"Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/abv7354.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 30, 2025.
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