Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.

~ 9. Der Nachweis der Erdrotation durch die Kreiselwirkung. 731 (vgl. Fig. 109); der Impulsvektor und zugleich mit ihm die Rotationsaxe geht dabei in die polare Hauptträgheitsaxe, der Bewegungszustand also in die einfache gleichförmige Umdrehung um diese Axe über. Insoweit als diese Überlegung auf den Fall der Flutreibung oder auf andere dissipative Einflüsse anwendbar ist, dürfen wir behaupten, dafs solche Einflüsse irgendwie erzeugte Störungen des einfachsten Bewegungszustandes der Erde ausgleichen und die Lage des Rotationspoles auf der Erdoberfläche stabilieren werden. ~ 9. Der Nachweis der Erdrotation durch die Kreiselwirkung. Foucaults Gyroskop und Gilberts Barogyroskop. Nachdem Leon Foucault im Jahre 1851 seinen glänzenden Pendelversuch zum Nachweis der Erdrotation durchgeführt hatte, unternahm er es im folgenden Jahre, demselben Zweck die Kreiselwirkungen dienlich zu machen. Er benutzte einen Kreisel im Cardanischen Gehänge (vgl. z. B. die schematische Figur 2 von pag. 2), dessen einzelne Teile: Schwungring, innerer und äufserer Ring, mit gröfster Sorgfalt so justiert waren, dafs der Schnittpunkt ihrer Drehaxen zugleich Schwerpunkt jedes dieser Teile war. Foucaults Versuchsanordnung war eine doppelte: das eine Mal*) liels er dem Kreisel seine drei Freiheitsgrade, indem er den äufseren Ring um eine vertikale Axe in Spitzen drehbar machte. Diese Spitzen dienten dabei nicht sowohl zum Tragen des Kreisels, als zur Verhinderung seitlicher Bewegungen; getragen wurde das Gewicht des Kreisels vielmehr durch einen torsionslosen Faden, an dem der äufsere Ring aufgehängt war. Der innere Ring ruhte mittels Schneiden auf gewissen Auflagerflächen des äufseren Ringes. Das andere Mal**) stellte er den inneren Ring gegen den äufseren fest, operierte also mit einem Kreisel von nur mehr zwei Freiheitsgraden, welcher vermöge seiner Verbindung mit der Erde in gewisser Weise geführt wird. Im Falle des Kreisels von drei Freiheitsgraden bleibt nach Foucault bei starker Rotation des Schwungringes die ursprüngliche Richtung seiner Axe im absoluten Raume fest, oder, anders ausgedrückt, weist diese Axe beständig nach demselben Punkte des Fixsternhimmels. Von der Erde aus gesehen bewegt sich also jeder ihrer Punkte parallel der *) Sur une nouvelle demonstration experimentale du mouvement de la Terre, Comptes Rendues Bd. 35, Paris 1852, pag. 421. **) Sur les phenomenes d'orientation des corps tournants entraines par une axe fixe ä la surface de la Terre-Nouveaux signes.sensibles du mouvement diurne. 1. c. pag. 524.

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Title
Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.
Author
Klein, Felix, 1849-1925.
Canvas
Page 725
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1897-1910.
Subject terms
Tops
Precession
Nutation
Latitude variation
Gyroscopes

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"Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/abv7354.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 28, 2025.
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