Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.

672 VIII. Abschnitt B. Geophysikalische Anwendungen. denen Bewegungen und damit eine Überlagerung der Formeln und in gewissem Sinne eine Überlagerung der Figuren statt. Leider verliert die Poinsotsche Vorstellung der abrollenden Kegel für eine derartige zusammengesetzte Bewegung ihren Hauptvorzug, den der unmittelbaren Anschaulichkeit. Wollten wir uns nämlich Präcession und Nutation in einer Figur darstellen und durch ein Paar abrollender Kegel verwirklichen, so müfsten wir den Herpolhodiekegel mit aufserordentlich kleinen und kurzen Wellungen versehen, in welche entsprechende Wellungen des Polhodiekegels eingreifen. Für das anschauliche Verständnis des Vorganges wird hierdurch aber nichts gewonnen. Schliefslich gehen wir im Interesse der folgenden Diskussionen von dem uns nunmehr bekannten Polhodiekegel bei der freien Nutation zu demjenigen Kreise über, den der Polhodiekegel auf der Erdoberfläche ausschneidet. Wir unterscheiden den Durchschnitt der Rotationsaxe mit der Erdoberfläche, den ~instantanen Erdpol", von dem Durchschnitt der Figurenaxe mit der Erdoberfläche, dem "geometrischen Erdpol". Unser Kreis ist der geometrische Ort des instantanen Pols, sein Mittelpunkt fällt mit dem geometrischen Pole zusammen. Nach der vorangehenden Theorie müssen wir erwarten, dafs der instantane Pol den geometrischen Pol in der Periode des Eulerschen Cyklus, also etwa in 10 Monaten, einmal im Sinne der Erdrotation umkreist. Der vom Erdmittelpunkte aus gesehene Radius des Kreises beträgt nach Obigem a - Wir werden im folgenden Paragraphen darüber zu berichten haben, in welcher Weise sich eine derartige Bewegung des instantanen Pols in den Beobachtungen der Polschwankungen bemerklich macht. Überschlagen wir hier nur noch die Chancen der Beobachtungsmöglichkeit, so sehen wir, dafs diese jetzt viel günstiger liegen, wie vorher, wo es sich um den Nachweis der räumlichen Bewegung der Rotationsaxe handelte. Denn erstens ist die Periode der Bewegung des instantanen Pols und zweitens ist ihre Gröfse ca. 300 mal so grofs, wie die Periode und Gröfse derjenigen Bewegung, welche der Schnittpunkt der Rotationsaxe am Himmelsgewölbe ausführt. Obschon also, wie wir bemerkten, die frühere Bewegung unmerklich war, so braucht es darum nicht die jetzige zu sein. ~ 6., Der Nachweis der Polschwankungen durch die Beobachtung; die Chandlersche Periode. In der Beobachtung werden sich die im vorigen Paragraphen als möglich nachgewiesenen Polschwankungen durch eine Veränderlichkeit

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Title
Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.
Author
Klein, Felix, 1849-1925.
Canvas
Page 665
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1897-1910.
Subject terms
Tops
Precession
Nutation
Latitude variation
Gyroscopes

Technical Details

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"Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/abv7354.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 27, 2025.
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