Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.

644 VIIi. Abschnitt A. Astronomische Anwendungen. trizität der Mondbahn, von der wir im Folgenden notgedrungen absehen werden, die Gröfse der Knotenbewegung nicht erheblich beeinflufst, so dafs die Knotenbewegung einerseits und die von der Excentrizität herrührenden Störungen der Mondbahn andrerseits für sich berechnet werden können. In. unserer Betrachtung fehlt also, mathematisch gesprochen, der Existenzbeweis für die Mondknotenbewegung; was wir aus der Kreiseltheorie entnehmen können, ist lediglich die Berechnung der Gröfse dieser Bewegung unter Voraussetzung ihrer Existenz. Wir halten im Folgenden an unserer früheren Vorstellung eines Sonnen- und Mondringes fest, die wir uns beide als starr und kreisförmig denken. Der von uns konstruierte "Erdring", dessen Anziehung wir nachträglich gleichfalls berücksichtigen werden, ist von zu geringer Masse, um für unsere jetzigen Zwecke merklich in Betracht zu kommen, so dafs wir uns zunächst auf die anziehende Wirkung des Sonnenringes beschränken werden. Entsprechend der Bewegung des Mondes um die Erde denken wir uns den Mondring mit der betr. Umlaufsgeschwindigkeit als starres Ganzes kontinuierlich in sich verschoben. Wir haben dann das folgende einfache Problem der Kreiseltheorie vor uns: Der in Rotation befindliche Mondring steht unter dem Einflufs der Anziehung des Sonnenringes, die ihn in die Ebene der Ekliptik hineinzuziehen sucht; er beschreibt unter dem Einflufs derselben um die Normale der Ekliptik eine reguläre Präcession; welches ist seine Präcessionsgeschwindigkeit? Bei dieser Formulierung sind wir in der Anwendung der Gaufsischen Methode über Gaufs selbst einen Schritt hinausgegangen. Während nämlich Gaufs nur die Masse des störenden (des anziehenden) Körpers auf seiner Bahn verteilt, haben wir auch die Masse des gestörten (des angezogenen) Körpers durch eine auf dessen Bahn ausgebreitete kontinuierliche Massenbelegung ersetzt. Während es aber bei der anziehenden Masse, dem Sonnenringe, gleichgültig ist, ob wir uns dieselbe in Bewegung oder in Ruhe denken, ist es bei der angezogenen Masse, dem Mondringe, wesentlich, dafs wir seine Bewegung (in Gestalt einer Verschiebung des Ringes in sich) berücksichtigen. Denn diese Bewegung ist es gerade, die nach den Grundsätzen der Kreiseltheorie die Mondbahn in den Stand setzt, ihre Neigung gegen die Ekliptik gegenüber dem von dem Sonnenringe ausgeübten Drehmomente zu behaupten. Wir bilden zunächst das Anziehungspotential des Sonnenringes auf den Mondring und leiten daraus die um die Knotenlinie des Mondringes wirkende Drehkraft ab. Sie lautet nach Gleichung (2) des vorigen Paragraphen: (1) 3r — s 2, -- f sin O, cos ~;2 aÜs 4 1 -

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Title
Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.
Author
Klein, Felix, 1849-1925.
Canvas
Page 625
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1897-1910.
Subject terms
Tops
Precession
Nutation
Latitude variation
Gyroscopes

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"Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/abv7354.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 31, 2025.
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