Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.

642 VIII. Abschnitt A. Astronomische Anwendungen. Aus dieser Formel wollen wir nun einige numerische Schlüsse ziehen. Zunächst läfst sich der von der Sonne herrührende Bestandteil der Präcession (v,) mit dem von dem Monde herrührenden (v,) vergleichen. Wir haben nämlich ersichtlich ~-~\m, ~T1 T,' Hier ist T2: T1 das Verhältnis des (siderischen) Mondumlaufs zum (siderischen) Jahre, d. h. ungefähr gleich 2731/ 3651/4. Für das Verhältnis der Erdmasse zur Mondmasse werden wir den Wert 82 zu Grunde legen. Infolge dessen ergiebt sich — == 0,47 oder =- 2,13. Der Beitrag des Mondes zur Präcessionserscheinung ist also wegen seiner geringen Entfernung trotz seiner geringen Masse mehr als doppelt so gros, wie der der Sonne. Berechnen wir nun die beiden Bestandteile einzeln. Wir haben c - 2 A cos' s (8) v1= - 622 - =2, cos C ilk -,1 Es ist aber 1, die Winkelgeschwindigkeit der Erdumdrehung, gleich - 2zr dividiert durch die Länge des Sterntages*), also piT1 gleich - 2z multipliziert mit der Anzahl der Sterntage, die auf ein Jahr kommen. Diese Anzahl ist bekanntlich um 1 gröfser wie die Anzahl der Sonnentage.~ Somit wird T = - 2 zr. 366 /4. (Das negative Zeichen rührt daher, dafs die Drehung der Erde entgegen dem Sinne C-A des Uhrzeigers stattfindet.) Wir müssen ferner den Wert von kennen. Indem wir uns eines gewissen Zirkels schuldig machen (s. ~ 4), wollen wir dafür den Wert 3- acceptieren. Nehmen wir als Zeiteinheit das Jahr an, so ergiebt sich schliefslich, in Bogensekunden ausgedrückt: cos 23,50 =6 (9) = 3,5 -16" 305. 3661/4 *) Diese Angabe ist nicht ganz genau. Da nämlich die Winkelgeschwindigkeit p ebenso wie der Eulersche Winkel q,, dessen zeitlicher Differentialquotient sie ist, von der Knotenlinie aus zu messen ist und diese sich, eben wegen der Präcession, entgegen dem Sinne der Erdrotation verschiebt, so wird pk in Wirklichkeit etwas gröfser ausfallen. Die obige Angabe bezieht sich eigentlich auf die wahre Umdrehungsgeschwindigkeit r, die dritte Komponente des Drehungsvektors (p, q, r). Da aber r== -'+ cos. - p', da ferner P'-== -, ' -= v ist, so wird die Differenz zwischen r und tp gleich v cos 9*, welche Gröfse wegen der Kleinheit von v für unsere Zwecke nicht in Betracht kommt.

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Title
Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.
Author
Klein, Felix, 1849-1925.
Canvas
Page 625
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1897-1910.
Subject terms
Tops
Precession
Nutation
Latitude variation
Gyroscopes

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"Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/abv7354.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 29, 2025.
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