Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.

~ 1. Die Präcession der Erdaxe.:635 im früheren Sinne dar u. zw. eine retrograde: Betrachten wir nämlich den Vorgang von derjenigen Seite der Ekliptik aus, nach welcher der Nordpol der Erde hinweist, so findet die Drehung der Erde um ihre Figurenaxe entgegen dem Sinne des Uhrzeigers, die Drehung der Erdaxe um die Normale der Ekliptik im Sinne des Uhrzeigers statt (s. die nebenstehende Figur; die drei Pfeile, welche bez. der Figurenaxe der Erde F, der Normalen N und der 2 ^ Ebene E der Ekliptik beigegeben sind, deuten die Richtung der Erdrotation, der Präcession der Erdaxe und der schein- ig 95 baren Sonnenbewegung an); der schmale Polhodiekegel, dessen Gröfse pag. 50 ermittelt wurde, rollt im Innern des Herpolhodiekegels ab (vgl. Fig. 8 von pag. 52 sowie Fig. 100a). Diese Verhältnisse ebenso wie die Zahl 26000 sind der Beobachtung natürlich nicht direkt zugänglich. Letztere bezieht sich vielmehr auf die Schnittpunkte der Ekliptik mit der Aquatorebene, welche bekanntlich Frühlings- und Herbst- Äquinoktialpunkte (Tag- und Nachtgleichen-Punkte) heifsen und deren Verbindungsgerade die Knotenlinie K ist. Aus der Präcessionsbewegung der Erdaxe folgt nun, dafs sich auch diese Punkte im Sinne des Uhrzeigers, d. h. entgegen dem Sinne der scheinbaren Sonnenbewegung um die Normale der Ekliptik herumbewegen und zwar, wie die Beobachtung zeigt, in jedem Jahre um den Betrag von ca. 50"- Hieraus berechnet sich rückwärts die angegebene ungefähre Periode von 26000 Jahren. Es ist nämlich die Zeit eines vollen Umganges der ÄAquinoktialpunkte, also auch die Zeit, in der die Erdaxe die Normale der Ekliptik einmal umkreist, gleich 8600 =6ca. 26000 Jahren. Wir fragen nun, wie weit diese Erscheinung durch die bisherige Theorie des schweren symmetrischen Kreisels erklärt werden kann. Dafs es sich um nichts anderes, als eine Wirkung der allgemeinen Gravitation auf die am Äquator wulstförmig aufgetriebene, rotierende Erdmasse handelt, hat schon Newton*) erkannt und damit einen der wichtigsten und bewundernswertesten Belege seiner Theorie geschaffen. Da die ins Spiel kommenden Anziehungskräfte nur von der gegenseitigen Lage der Himmelskörper abhängen, dürfen wir uns den Schwer*) Philosophiae naturalis principia mathematica. 1687. Tom. II, Prop. XXI, Theor. XVII.

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Title
Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.
Author
Klein, Felix, 1849-1925.
Canvas
Page 625
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1897-1910.
Subject terms
Tops
Precession
Nutation
Latitude variation
Gyroscopes

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"Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/abv7354.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 28, 2025.
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