Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.

'10.: Anhang.. Der auf der Horizontalebene spielende Kreisel. 621 horizontalen Schwerpunktsgeschwindigkeit Null) der Schwerpunkt nicht auf einer festen Vertikalen bleibt, sondern dafs er vielmehr kreisförmige Bahnen beschreibt, die. ungefähr der Bahn des Stützpunktes auf der Unterlage folgen. Es fällt ferner ins Auge, dafs die Bahn des Stützpunktes, die wir früher als Kreis mit aufgesetzten Zacken beschrieben, im Mittel nicht einen konstanten Radius hat, sondern dafs sich ihr: Radius in der Regel verkleinert, unter Umständen, namentlich gegen Ende der Bewegung, allerdings' sich gelegentlich auch erweitert. Die Bahnkurve des Stiitzpunktes und'ebenso die des Schwerpunktes ist also jetzt, als eine meist sich verengende Spirallinie zu beschreiben., Die einzelnen Windungen der Spirallinie, legen sich in der Regel nicht ineinander, sondern mehr oder weniger nebeneinander, was auf die Deutlichkeit der entstehenden Figur sehr günstig wirkt. Die Spirallinie erscheint daher in einer gewissen Richtung seitlich auseinandergezogen. Man könnte in' dieser Erscheinung die Folge einer dem Schwerpunkt ursprünglich erteilten Anfangsgeschwindigkeit erblicken wollen; indessen lehrt die Beobachtung in unzweideutiger Weise, dafs es sich hierbei lediglich um die Wirkung geringer Neigungen und Unregelmäfsigkeiten der Unterlage handelt. In der That konnten wir durch absichtliches Schiefstellen der Unterlage eine beliebig starke Auseinanderziehung der Spirallinie bewirken; die Richtung, in der die Windungen der Spirale fortschreiten, fällt dabei nicht mit der Richtung gröfster Neigung auf der Unterlage zusammen, sondern weicht vermöge der Kreiselwirkung in bestimmtem Sinne von jener ab. Hinsichtlich der Winkelgeschwindigkeit, mit welcher die aufeinander folgenden Kreise der Bahnkurve durchlaufen werden, der,Präcessionsgeschwindigkeit", lehrt die Beobachtung in unzweideutiger Weise, dafs diese im Verlauf der Bewegung etwas zunimmt, dafs wir es also mit einer etwas beschleunigten Präcession zu thun haben. Endlich wollen wir noch als ein allgemeines Ergebnis der Beobachtung erwähnen, dafs die Nutationen der Kreiselaxe,. welche zu den Auszackungen der Bahnkurve ~des Stützpunktes ~Anlafs geben und dadurch viel zu dem- eigenartig interessanten Eindruck dieser Kurve beitragen, bei den Experimenten ihrer Gröfse nach immer sehr gering sind, so dafs sie den gleichmäfsigen Verlauf der Bahnkurve nur unwesentlich unterbrechen. Während wir also im vorigen Kapitel auf die Nutationen der Kreiselaxe besonderen Wert legten, und sie durch trigonometrische Funktionen annäherten (bei strengerer Rechnung wären sie durch elliptische oder gar hyperelliptische Integrale darzustellen), werden wir jetzt bei Besprechung der Beobachtungen von -diesen Nutationen überhaupt absehen.

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Title
Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.
Author
Klein, Felix, 1849-1925.
Canvas
Page 605
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1897-1910.
Subject terms
Tops
Precession
Nutation
Latitude variation
Gyroscopes

Technical Details

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"Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/abv7354.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 28, 2025.
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