Über die Theorie des Kreisels. Mit 143 Figuren im Text.

~ 10. Anhang. Der auf der Horizontalebene, spielende:Kreisel. 619
gleich pivA2 ist, C gleich D/:v wird, also gröfser als D sein mufs.
Jedes unserer beiden Systeme, Kreisel und Unterlage,:schwingt in derjenigen Periode stärker, die ihm die natüiirlichere -ist.
In der Beobachtung macht sich namentlich der Umstand geltend,
dafs die Schwingungen des mit der- Unterlage gekoppelten Kreisels
gedämpfte!Schwingungen sind. Er zeigt sich darin, dafs: die kleinen
Schwankungen der pseudoregulären Präcession bald absterben und dafs
die stationäre Bewegung der reinen regulären Präcession (Z =0, 0, G = 0
oder in unseren früheren Koordinaten geschrieben S= o, f = o) als
Endzustand angestrebt wird. Wir sahen übrigens früher, dafs auch
andere dissipative Einflüsse (Reibung im Stützpunkte) in ähnlicher
Weise auf eine Abnahme der Nutationen und auf eine Vereinfachung
des Bewegungsvorganges hinwirkten. Jedenfalls aber kommt dem Mitschwingen der Unterlage in dem nunmehr erläuterten Sinne bei dieser
Erscheinung eine wesentliche Rolle zu.
~ 10. Anhang. Einflufs der Reibung auf den in d&r Horizontalebene spielenden Kreisel.
In dem Anhange zum vorigen Kapitel haben wir die Bewegung
des auf der Horizontalebene frei beweglichen Kreisels unter Absehung
von der Reibung behandelt. Indessen mufsten wir zum Schlufs jenes
Anhanges darauf hinweisen, dafs die wirklich zu beobachtenden Bewegungen mit der dort gefundenen nur eine entfernte Ähnlichkeit haben.
Der Grund liegt natürlich darin, dafs die Reibung, die wir dort vernachlässigt hatten, nicht eigentlich eine sekundäre korrigierende Bedeutung hat, sondern dafs sie, man mag die Unterlage noch so glatt
herstellen wie man wolle (Spiegelglasscheibe), für den Charakter der
Bahnkurve in erster Linie mafsgebend ist.
Da sich nun die Bahnkurve des horizontal beweglichen Kreisels
besonders gut beobachten läfst (s. u.), da sie ferner wegen ihrer gesetzmäfsigen und schönen Gestalt ein besonderes Interesse beanspruchen
darf, so müssen wir wünschen, unsere früheren Betrachtungen durch
Berücksichtigung der Reibung soweit zu vervollständigen, dafs sie zur
allgemeinen Erklärung der wirklichen Erscheinungen geeignet werden.
Allerdings werden wir hierbei von quantitativen Berechnungen im Sinne
von ~ 4 und 5 dieses Kapitels absehen und den Einflufs der Reibung
nur qualitativ diskutieren; ferner werden wir von einer erneuten Diskussion des Luftwiderstandes etc. absehen, da dieser neben der gleitenden
Reibung an Wichtigkeit zurücktritt.
Auch von dem jetzigen Problem gilt die Bemerkung, die wir
früher für die Reibungswirkungen überhaupt gemacht haben: dafs