Spezielle algebraische und transscendente ebene kurven. Theorie und Geschichte. Autorisierte, nach dem italienischen Manuskript bearbeitete deutsche Ausgabe, von Fritz Schütte. Mit 174 Figuren auf 17 lithographierten Tafeln.

Vorwort.
An der Aufstellung der bunten Schar der mannigfaltigen, speziellen
algebraischen und transscendenten Kurven haben fast alle Mathematiker,
angefangen von der griechischen Epoche bis auf unsere Tage, mitgearbeitet: die einen trieb der Wunsch nach Vermehrung der Zahl interessanter geometrischer Figuren, die anderen der Wunsch, analytische
Formeln geometrisch interpretiert zu sehen; wieder andere beseelte die
Hoffnung, gewisse, bis dahin unbezwungene geometrische Probleme zu
lösen; noch andere führten Anwendungen aus der Mechanik und Physik
dazu. Die nachfolgenden Untersuchungen über diese Gebilde sind nicht
blofs ihrer äufseren und inneren Natur nach ganz verschiedener Art,
sondern sie finden sich auch zerstreut in allerlei ganz verschiedenen
Werken, von den gewaltigen Publikationen der grofsen Akademien an
bis zu den bescheidenen Abhandlungen, in den für die Studierenden
bestimmten Zeitschriften, von den Büchern, die heute zu den klassischen
der exakten Wissenschaften zählen, bis zu den kleinen Arbeiten, denen
es vom Schicksal bestimmt ist, sich nur einer beschränkten Bekanntheit
zu erfreuen, wie die Inauguraldissertationen, die Habilitationsschriften
und Programmabhandlungen. Die sehr häufigen Fälle, dafs ein und
dieselbe Kurve oftmals entdeckt worden ist, dafs derselbe Satz von
verschiedenen Autoren gefunden wurde, dafs dasselbe Problem mehrmals als ein neues behandelt worden ist, liefsen es dringend nötig erscheinen, einer solch beklagenswerten Arbeitsverschwendung ein Ende
zu machen, machten dringend das Bedürfnis fühlbar, das bisher vorhandene ungeheuere Material zu ordnen, liefsen den sehnsüchtigen Wunsch
hervortreten nach einem Werke, in welchem alle bekannten Kurven
nach ihrer Definition und ihren Haupteigenschaften dargelegt seien.
Es ist das Verdienst der Königl. Akademie der Wissenschaften
zu Madrid, zuerst öffentlich diesen Wunsch ausgesprochen und zu
seiner Erfüllung dadurch beigetragen zu haben, dafs sie als Thema
für die am 31. Dez. 1894 fällige Preisaufgabe stellte die Ausarbeitung
~eines geordneten Verzeichnisses aller Kurven jeglicher Art, die einen
speziellen Namen erhalten haben, mit kurzen Angaben über ihre Gestalt, ihre Gleichungen, ihre Erfinder". Da die genannte Akademie
die gewünschte Beantwortung nicht erhielt, so wiederholte sie dieselbe
Aufgabe für den am 31. Dez. 1897 fälligen Wettbewerb. Inzwischen
hatte der berühmte französische Mathematiker Haton de la Goupilliere ein ähnliches Thema im Intermediaire des mnathe'maticiens
(Band I, 1894, S. 37) zur Bearbeitung vorgeschlagen. Eben diesen