Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Arithmetik.

51

Louis Schut bis 1769 fortgesetzt. Im ganzen ersehienen 17 B'ande,,
die hauptsa~chlich der Algebra gewidmet sind. Mathematisehe Aufgaben werden gestelit und aufgel6st. Diese Aufgaben wurden sp~iter
in drei Serien herausgegeben'). Es war auch Jakob Oostwoud,
weicher in den Niederlanden Interesse ffir die 1690 gegriludete Hamburger Mathematische Geseilsehaft erweckte. Von 1766-1790 traten
viele hollindische Lehrer dieser Geseilsehaft bei. Die Aufldsung
dieser Beziehungen ist hauptsiichlich der Griundung der Mathematischen Geseilschaft in Amsterdam 1778 zuzuselireiben. Den AnstoB
hierzu gab Arnoldus Bastian Strabbe (1740-1805), ein Lehrer
und Staatseiehmeister in Amsterdam'), weicher seit 1775 Mitglied der
Hamburger Gesellschaft war.
Wie scion friliher (Bd. 1J12, S. 513) hervorgehoben, hatten w~hrend unserer Zeitperiode die Phulanthropen in Deutschland einen grofien
Einflul3 auf das Schuiwesen. Von den Schriften Rousseaus stark
beeinflul~t, wirkte Basedow in Dessau u-nermildlich an der Verbesserung der deutschen Erziehung. Zn seiner Zeit wird es jiblicier,
Rechenbilcier heranszngebein, die nichit allein fMr den Kaufmann,
sondern hauptsiicilici fUr die Sciulen bestimmt sind und die Schairfung des Verstandes bezwecken. Im Jahre 1763 ersciien Basedows.
Uberzeugende Methode der auf das bilrgerliche Leben angewandten Aritlimetik zum Vergniigen der Naclidenkenden
und zur IBef~rderung des guten Unterricits in den Schulen,
und 1774 sein Werk Bewiesene Grundsiitze der reinen Matiematik (Leipzig), dessen erster Band der Zahlenkunst und Algebra
gewidmet 1st.
Um, die beweisende Lelirart zu betonen, suclite er den Kettensatz nnd die Reessehe Regel, weiche zur einfachen Beweisfiflirung
ffir Elementarsciulen nicit angel egt waren, durci eine nene Regel
zu ersetzen. So entstand die,,Basedowsche Regel". Wir benutzen
diese Gelegenheit, zu. bemerken, daB die Re es scie Regel (Rd. 1112,
S. 519, 520) in Deutschland, besonders im sildlichen Teil, giinstig
aufgenommen wurde. Joseph Tanzer glaubte,,,dal3 die Reessehe
Rechnung die gr6Be Erfindung der gemeinen Aritlimetik sey"').
Aligemeinen Beifall. genoB aber weder diese Regel, noch der Kettensatz. J. F. Lorenz, Professor an der Schule des Stifts und Kiosters.
') Festschr. herausgeg. v. d. Mathem. Gesellsehaft in Hamburg, Erster Teil,
Hamburg 1890, S. 79, 80. 2) Ebenda, S. 48, 81, 82. Vgl. D. Bierens de
Ha an, Bouwstoffen voor de geschiedenis der Wis- en Naturkundige Wetenschappen in de Nederlanden, 1878, S. 63-81. 3) Joseph Tauzer, Mathematisches Lehrbuch zum Gebrauche der churfiirstlichen Lyceen, Erster Teil,
iMiinchen 1780, S. 142.
4*