Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

32 Abseb-nitt XIX. Ansehauung vertreteu, die Musik als eine mathematische Wissensehaft betrachtet1), da durch Boethius und Cassiodorius das,,Quadruvium" als Kanon menseblichen Wissens, Zn beherrschender Stellung erhoben worden war 2). So mdehten wir denn auch an den wertvollen Quellenwerken3) Burneys und Forkels (s. o.) fiber Geschichte der M~usik bei dieser Veranlassung niclit schweigend vorilbergehen. Damit ist dann emn wichtiger Teil unserer Aufgabe zum Abschlusse gelangt, und es verbleibt uns dem Programme gemiiB noch die Besprechung aller derjenigen literarischen Erzeugnisse, weiche sich mit dem unmittelbaren Studium der antiken Schriftwerke zu schaffen machen. Dieselben k6nnen ilbersetzt, erliiutert oder urn gereinigten Texte der Ursebrift neu herausgegeben werden; dazu tritt aber urn gegenwiirtigen Zeitraum weit entschiedener denn frifiher eine vierte Form gelelirter Arbeit, der Wiederherstellungsversuch. Sind uns doch leider so viele griechische Schriften - ftir die r~imischen trifft das aus nahe liegenden Griluden weit weniger za - -nur in Bruclistticken oder gar nur im nackten Titel erhalten geblieben; da war der Anreiz gegeben, den Inhalt auf Grund der freilich oft nur sehr unsicheren Andeutungen zu erraten, weiche man von da und dort verstreut in der Literatur antraf. Die gewaltige Entfaltung des philologisch-archiiologischen Wissens in dieser durch die Namen Lessing, Winekelmann, F. A. Wolf, G. ilermann gekennzeichneten Epoche rnulte soichen Bestrebungen selir zu statten kommen. Wir werden nachstehend den vorhin aufgestellten Normen folgen: IVbersetzung, Kommentar, Textausgabe mit oder ohne soichen und Rekonstruktion sollen nacheinander an die Reihe kommen. Auffallen kaun einigermal~en, daB fast einzig und allein das klassische Dreigestirii Euklid, Archimedes, Ap ollon ins die f(Ir die Antike begeisterten Mathematiker beschiiftigt. Von ihnen abgesehen, ist es anseheinend allein der Byzantiner Antheminis, der gelegentlich einiger Beachtung gewtirdigt wird 4). Halten wir uns zuerst an die U~bertragungen in unsere deutsche Sprache, so k6nnen wir emn paar recht gelungene, hente noch ebenso1) Diese eigentfimiliche Erweiterung der Mathematik, von weicher sich die, Neuzeit selir mit ReClit losgesagt hat, die aber von jedem, der den wissenschaftlichen Betrieb des Mittelalters erkunden will, wohi zu beriicksiehtigen ist, suclite in diesemn Sinne zu skizzieren Gil nthe r (Gesehiclite des mathematischen Unterrichtes im deutschen Mittelalter bis zum. Jahre 1525, Berlin 1887, S. i1off.). 2) Diese Vorlesungen I2, S. 529ff 8) Burney, General ilistory of Music from the earliest Ages to the present Period, London 1777-1789; J. N. Forkel, Allgemeine Geschichte der Musik, Leipzig 1788-1801. 4) Dupuy, Fragment d'un ouvrage grec d'Anthemius, Paris 1777. Ubersetzung und Erlauterungen sind beigegeben. Ygl. diese Vorlesungen 12, S. 468 und Gilbert, Annalen der Physik, LIII, S. 248ff, sowie anch Poggendorff, Gesch. d. Phys., S. 22, 527.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 31
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0004.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 2, 2025.
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