Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

398 Abschnitt XXII. Die Voraussetzung, von der man ausging, erweist sich auf diese Weise als absurd, foiglich kann die W inkelsumme des Dreiecks ABC nieht gr5Ber als zwei Rechte sein. Dem zweiten Satze gab L egendre den Beweis, dessen Mangel-. haftigkeit er spiiter selbst anerkanute I), indem er sagte, daB,,dieser zweite Satz, obwohl das Prinzip seines Beweises gut bekannt ist, una Schwierigkeiten steilte, die wir niclit vollends beseitigen konnten"'. Zu Legendres Versuchen des direkten Beweises des Satzes tiber die Gleichheit der Summe der Winkel eines Dreiecks mit zwei Rechten ist auch der Beweis dieses Satzes zu rechnen, weicher in der ersten Ausgabe der,,Elements de geometrie" angefflhrt wird, obwohl er auch nicht mit der Absicht gegeben war, diesen Satz als Grundsatz der Theorie der Parallellinien anzugeben. Ungeachtet dessen, daB dieser Beweis in dem eben angefiihrten Memoire von L eg en dr e 2) wieder-. holt war, befriedigte er den Autor niclit, weil er sich nicht mit dem, Gebrauche der Mittel begniigte, die vom. ersten Buche der Elemente des Euklid geboten wurden, und teils synthetiseb, teils analytisch war. Hier ist dieser Beweis. Indem, wir unmittelbar durch Auflegung ohne Anwendung irgend eines vorliufigen Satzes beweisen, daB zwei Dreiecke kongruent sind, wenn sie U~bereinstimmen in einer Seite und den beiden anliegenden Winkein, bezeichnen wir die erwitinte Seite mit dem Buchstaben p, die ihr anliegenden Winkel mit A und B und den dritten Winkel mit C. Es ist n~tig, daB der Winkel C voilkommen bestimmt ist im Falle, wenn die Winkel A und B und die Seite _p bekannt sind, weil im. andern Fall den drei gegebenen Griien A, B, _p einige Winkel C entsprechen kdnnten und es ebenso viel versehiedene Dreiecke geben wiirde, die tibereinstimmen in einer Seite und den beiden anliegenden Winkein, was unm~glich ist. Also muB der Winkel C eine bestimmte Funktion der drei Gr8iBen A, B, p sein, was auf folgende Weise dargestellt werden kann C == q (A, B, p). Wenn als Einheit der rechte Winkel genommen wird, so werden die Winkel A, B, C durch Zablen ausgedrtickt werden k~innen, die zwischen 0 und 2 liegen; da aber C =- (p (A, B, p), so erhalten wir die Mizglichkeit zu bebaupten, daB die Funktion qp die Linie p niclit enthalten kann. Und wirklich, wenn dank der Eigenschaft des C durch die gegebenen Gro"13en A, B, p allein vollkommen bestimmt zu werden, irgend eine Gleichung zwischen A, B, C, p existieren ') L e g e n d r e, R~flexions suir diff~rentes mani~res de de'montrer la, th~orie des paralle'les ou le th~or~me suir la somme des trois angles du triangle. Me'moires de I'Acade'mie Royale des sciences de l'Institut de France XII (1833), p. 371. ~~ Ebenda, p. 372-374.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 391
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0004.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 2, 2025.
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