Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

230 230 ~~~~~~Abschnitt XX1. krementen oder Dekrementen jener beiden Gr6Ben, und ihn behandelt er dann nacli den gew~linlichen Regein und Vorseliriften der Analysis. Natiirlich ist dieses Verfahren niclit ailgemein bei jeder Aufgabe anwendbar. Bernoulli sagt darilberl):,,Man kann mit Nutzen die Infinaitesimairechnung verwenden, wenn nur die Aenderung, die eintreten kann, als unendlich klein angesehen werden darf". Das tritt z. B. emn, wenn aus einer Urne, die eine grol~e Anzahl von Kugeln enthilit, einzelne gezogen werden;,,denn dann kann die Einheit als unendlich kleines Element betraclitet werden; und man stiitzt sich auf die gleiche Hypothese, deren sich die Mathematiker vor der Entdecku-ng der Differential- und Integral-Rechnung bedienten". In der angefifihrten Abliandlung bespricht Bernoulli als Beispiel emn Problem, das er ftir andere Zwecke braueht. Er behandelt es znerst nach der alten und daun nach der bequemeren neuen Methode. Es scheint uns geraten, erst spiiter dieses etwas komplizierte Problem mitzuteilen, und die Metbode lieber an einemn anderen, einfacheren darzulegen 2). In einer Urne sind n weiBe, in einer anderen n schwarze Kugein. Ans jeder wird eine Kugel gezogen und in die andere Urne gelegt; die Ziehungen erfolgen gleichzeitig. Dieselbe Operation wird von neuem und im ganzen r mal gemaclit. Wie groB ist hinterdrein die walirseheinliche Auzahi x der weiBen Kugein in der ersten Urne? Die Verwendung der gewbhnlichen Methode gibt x == n [i+ (n; ) FUr emn grol~es n kann man dies Resultat durch das bequemere 2 r x~-n1 r -nersetzen. ilierauf fiihrt die neue Methode direkt. Es werden x und r als stetig verhnderliche Gr6B1en betraclitet; dr, d. h. die Einheit, sei das Jnkrement von r; es fragt sich, wie groB dx: dr ist. Die, mit der Wahrscheinlichkeit x~ erfolgende Entnahme einer weil~en Kugel aus der ersten Urne liefert das Dekrement (- 1) fUr dx; das mit der Wahrscheinlichkeit "7 x erfolgende Hineinlegen einer weiBen Kugel in die erste Urne liefert das Inkrement (+ 1) fiur dx; folglieh wird dx n-x d dx _ dr -=-i 1 +- 1..h. dr n n ' 2 x- n n Diese Differentialgleichung liefert dann bei richtiger Bestimmung der Integrationskonstante wieder den Wert ') Novi Comment. Acad. Petrop. XII, 1766, 1767 (1768), p. 87-_98. 2) Ibid. XIV, 1769 (1770), p. 2-25.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 211
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0004.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 2, 2025.
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