Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

224 Abschnitt XXI. Regelung der Einsiitze mul3 billigerweise so gesehehen, daB 1. der Fall, in dem weder Gewinn noch Verlust fdr einen Spieler eintrifft, der wahrscheinlichste ist; daB3 2. die Wahirscheinliclikeit zu gewinnen 1 oder zu verlieren, fur beide Spieler = wird. Man k6nnte noch fordern, daB 3. mit der Anzahi der Spiele die Walirseheinliclikeit wiichst, daB der Gewinn- oder Yerlustbetrag eine gegebene Grbl~e niclit ilberschreitet, oder daB 4. das VerhIaltnis dieses Betrages zum h6chsten Gewinn oder Verlust emn beliebig kleines werde. Es zeigt sich, daB dureli die Gleiehsetzung der mathematischen Erwartungen beider Spieler die ersten beiden Bedingungen nebst der vierten erfUilt werden, und nur dadurch; daB dagegen 3. ffberhaupt dureli keine A-ninalime erfililbar ist. - Die Wirkung dieser Gleichsetzung tritt aber erst in der Folge vieler Spiele hervor. Ist die Wahrscheinlichkeit klein,2 so muB die Anzahl stark vergr6Bert werden. Bestelit ftir A bei kleinerem Gewinn gr6Bere Gewinnaussiclit, fMr B bei gr85Berem Gewiun kleinere Aussichit, so wird bei Wiederholung des Spieles fair B mit wachssender Gewinn~aussiclit der Gewinnbetrago sich vermindern und fair A das Umgekehrte eintreten. Aus seimen Untersuchungen schlieBt OCo ndo rce t, daB beim Petersburger Problem die Gleichsetzung der mathematischen Erwartungen beider Spieler unstattbaft sei, weil ihre Anwendbarkeit erst bei oO-maliger Wiederholung des Spieles eintrete. - Urn den Untersehied eines eiuzelnen Falles vom Durchschnitte einer Reihe von Fiillen zu illustrieren, maclit C on do r cet darauf aufmerksam, daB emn verst-indiger Mann es sehr wohl ablebinena kaun, eine Summe b1 fUr die Wahirscheinlichikeit p1 eines Gewinnes von g1 zu geben, ablehnen kaun, weungleich b1 < p1g, ist; wdbrend er andererseits ffir eine Summe b2 die Wabrscheinlichkeit p2eines Gewinnes ga erkauft, trotzdem. b2 > P292 ist; dazu wiirde ausreichen, daB p1 selir klein und -p2 sehr groB ist. Eine kleine Wahrscheinlichkeit gleich Null zu setzen, gelit nach Condorcet nicht an; es wllrde der gleiche Fehler sein, als wolle mnan eine eutfer-ut beriflirende Tangente mit einer Asymptote verwedhseln. - A~hnlidhe Darlegungen gibt Cond or cet in dem Werke, auf dessen Besprechung wir bald eingehen werden, dem,,Essai sur l'application de I'Analyse 'a la probabilite6 des decisions rendues 'a la pluralite6 des voix", Paris 1785; Discours preliminaires p. LXXII if. und im Werke selbst p. 138fif. In diesen kritischen Beleuchitungen beschiiftigt er sich besonders mit den oben erwiihnten Anschauungren Buffons, die er zurtickweist. Was fuir die wirklichen Werte der Wahrsdheinlidhkeiten falsdli ist, das kbiinenidlit dadurchi richtig werdena, daB man den wirklichen Werten falsehe substituiere.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 211
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0004.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 2, 2025.
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