Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Kombinatorik. In den frifiheren B~nden dieser Yorlesungen wurde gezeigt, daB,die Begriindung der wissenschaftijohen Kombinatorik sowie die der kombinatorisehen Analysis fair Le i b niz in Auspruch genommen werden inuB, der seiner philosophisehen Adlage gem~iiB die hohe Bedeutung und die vielversprechende Zukunft dieser im Werden begriffenen mathematischen Disziplinen, wenna auch niclit scharf erkannte, so doch mit dem sicheren Takte des Genies ahute. Es wurden dann,die Fortschritte dargelegt, die dieser neue Zweig der Wisseusehaft den Arbeiten der Bernoullis, eines Moivre, eines Euler verdankt. Nach diesen Ergebnissen kommen wir zu einer merkwtirdigen Epoche, zn der der sogenanuten kombinatorischen Schule. Die ausgesprochene Absicht der sie begrtindenden und f6rdernden M~inner war, neben die gewdhnlichen Operationen der Arithmetik, Algebra und Analysis die kombinatorisehen Operationen als gleichberechtigt und gleichwertig zu stellen und fUr sie das, Biirgerrecht zu erwerben. iDureli diese Erweiterung der Hilfsmittel sollte sich, wie sie meinten, die Darstellung vereinfachen und das Forschungsgebiet vergrd6ern. Diese Schule fafte trotz jirer grol~en Ziele und Absichten nur in Deutschland Boden und trug auch hier nur beseheidene Frtichte; von groBen Forsehern im mathematisehen Bereiche gehbirte ihr keiner an. Das erklIirt sich wolil daraus, daB sie ganz in Formeln und in Formalismus aufging. Zwar beherrscbte sie eine Zeitlang den deutschen Markt; aber das meiste von dem, was sie brachte, sank bald in eine, nicht imnmer ganz gerechte Vergessenheit 1). Der Begru-nder der kombinatorischen Schule war Karl Fried')In seinem, von Nap016011 I. veranlailten,,Rapport historique sur les progre's des sciences mathe'matiques depuis 1789" (Paris 1810) sagt J. B. Joseph Del anbr e: Die kombinatorische Analysis beschliftigt noch immer die deutschen Mathemnatiker; aber in Frankreich hat sie keine Gunst erringen k~innen, weil ihr G4ebraueh zu beschrlinkt ist, und besonders weil sie auf die Zweige der Wissensehikft nicht anwendbar erscheint, deren F~rderung uns vorziiglich am -ierzen liegt. CANTOR., Geschichte der Mathematik IV. 14

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 191
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0004.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 2, 2025.
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