Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

108 Abschnitt XX. reichen Arztes zu Catubiano. Durch gewagte IUnternelhmungen verlor der Vater sein Vermd8gen. Der junge L agrange interessierte sich anfangs fUr Cicero und Virgil; erst spiaiter zeigte sich Neigung fur Mathematik. Zuerst studierte er die Geometrie der Griechen, daiin erregte eine Abhiandlung des Astronomen Halley, wormn die Yorziige der Analysis hervorgehoben wurden, in ilim grol~en Eifer fMr die Analysis. Er machte so ausgezeichnete Fortsoliritte, daB er vor seinem. 20. Jahre 1) die Stelle eines Professors der Mathematik an der K~iniglichen Artillerieschule zu. Turin bekleiden kounte. In Verbindung mit einigen seiner Schiller grtindete er die Turiner Akademie. Zn dieser Zeit bearbeitete er seine nenen Methoden fUr die Maximia uind Minima, schrieb fiber rileklaufende Reihen und Wahirscheinlichkeitsrechnung. In der Abliandlung fiber die Fortpflanzung des Schalles behandelte er einen schwierigen Gegenstand, an welehem. Newton, Taylor, Daniel Berno ulli unadD'Alembert gearbeitet hatten, und trat gleichsam. als Schiedsrichter auf, der jedem. zeigte, wormn er in diesern Streite recht oder unreclit hatte. L agranges Arbeiten veranlalften Euler ihn in die Berliner Akademie, aufuelimen zu lassen. Am 2. Oktober 17159 meldete Euler seine Aufnahme an. Lagrange sehunte sich die Pariser Gelelirten, mit denen ei' in Briefwechsel war, personlich kenanen zu lernen. Er nahm eine Emnladung seines Freundes Carraccioli an, mit ilim fiber Paris nach London zu reisen. In Paris wurde er von D'Alembert, Clairaut, Condorcet, Fontaine, Nollet, Marie uind auderen gut aufgenomimen. Phitzlich erkrankt, konnte er seinem Freunde nicht nach London folgen. Nach Turin zurtickgekehirt, widmete er sich mit -nenemn Eifer der Mathematik. Als Euler sich entschied, Berlin zu verlassen, urn1 nach St. Petersburg zu gehen, bot Friedrich der Grol~e die Prisidentenstelle seiner Akademie D' Al e m b e r t an. D 'AIerni b er t hatte aber keine Lust Paris zu verlassen rind schlug Friedrich vor, La,grangre an Euler s Stelle zu setzen. Diesen Vorsehllg hatte schon Euler selbst gemacht. Lagrange wurde berufen. Sein Aufenthalt zu Turin hatte urn. wenig nelir gefallen. Er fand dort niemand, der Mathematik mit Erfolg studierte. Er selirieb:,Je suis determine6 h me tirer d'ici 'a quelque prix que ce soit."1 2) Lagrange nahm die Stelle in Berlin am 6. November 1766 an. Wiihrend seines zwanzigjiihrigen Aufenthaltes in Berlin lebte er so, ganz seiner Wissensehaft, daB jim die Huludel der Welt beinahe unbekannt blieben. 1)Nach Virey im 15., nach Delambre im 16., nach Forti irn 18. Jalire. 2)Vide Bollettino di Bibliografia e Storia dele Scienize Matematiche, Editore Carlo Clausen, Torino, T. IV, 1901, p. 4.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
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Page 91
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0004.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 2, 2025.
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