Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

1034 1034 ~~~~~Abschnitt XXVII. oder, wenri wir das Resultat nur emn wenig anders sebreiben, dureh dP ( P. d C d p dp dp' ( IpI P jJ/1 +p2 dp wo P eine Funktion von p bedeutet. Man darf nun nicht etwa glauben, daB Euler mit, den oben zitierten Aiisdriicken diese frtihferen, Resultate widerrufen wolite; dazu h~tte er sie doch wenigstens erwiibnen miissen. Euler beruft, sich aber in keiner Weise auf sie, denkt auch offenbar gerade gar nicht an sie - denn sonst miiBte er den auffdlligen Widerspruch doch nierken; ja es macht beinahe den Einadruick, als hiaitte er sie vollsticindiog vergessen. Beinahe, sage ich; denn mir erseheint viel wahrseheinlicher, daB Euler den Inhalt, die Tragweite, seiner frtiheren Entdeckung nicht in ihrem. vollen Umfange erkannt hat, ifihnlich wie Lagrangre nicht merkt, daB er die partielle Gleichung 1. Ordnung beliebigen Grades integriert hat. THitte sich Euler seinerzeit kiar und ausdrfiiklich die Aufgabe gesteilt,,ich will jetzt, die Gleichung ds2- dX2 + dy 2 integrieren", ware er von dieser Formulierung aus zu dem erwiihnten Resultat gekommen, so wiirde freilich nur die Annahme v~lligen Vergessens jenen riitselhaften Widerspruch erkliiren. Dann bliebe aber merkwiirdig, daB Euler nicht wenigstens sp~iter, wo er wieder ifihnliche Gleich-ungen behandelt und dihnliche Resultate erzielt, semnen Irrtum eingesehen hat. Mfeiner Ansicht nach 1st a-n allem in erster Linie die Problemstellung schuld, wobei das Moment augenblicklicben Vergessens mitgewirkt haben mag; man hat zu bedenken, daB die betr. Gleichung niclit unmittelbar, von vornherein analytisch gegeben war, sondern in irgend welehe geometrische Aufgaben ei-ngekleidet, erst allm'fihlich im. Laufe der Untersuchung, scheinbar ganz zufRIllig und nebens~ichlich, unter einem Gewirr von iihnlichen Gleichuingen nnbemerkt auftauchte, ohne daB klar hervortrat, daB gerade sie das betr. Problem v-Illig zu umschreiben, zu ersetzen imstande sei, daB sie m. a. W. die analytische Fassung der Aufgabe vorstelle. Ich erinnere hier an Leibniz, der la-nge Gleichungen mit Differentialen praktisch handhabte, ohue das diesen Gleichungen gerneinsame Priuzip zu erkennen. Immerhin bleibt jener Widerspruch auffallend genug u-nd g~ibt zu denken AnlaB. Und man sieht, wenn es wie hier geschehen 'kounte, daB emn Autor zu einem, hochwichtigen Resultat gelangt, es explizite darstellt und doch nicht zu deuten weiB'), wie sehr man sich huiten muB, einem. lForscher einen Gedankengang, eine Einsicht ') VgI. auch S. 968 unten und S. 1043.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 1031
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0004.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 2, 2025.
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