Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

796 '416. Kapitel. Gleichunn0 durch eines der' Binome y2 - I oder y" + 1, y2 - 2 oder Y1 + 2, y' - 4 oder y2 + 4 ui. s. w. zu dividiren; man werde linden, dass sie dureli y2 _ 143 sich theilen lasse. Weitaus am hervorragendsten ist freilich D esc art es' Ze i chen - regel. Wir haben (S. 539) gesehen, dass Cardano eine Behauptung aufstellte, welchbe aus seiner undeutli chen Ausdrucksweise herausgeschUilt den Sinn besitzt, dass emn einmaliger Zeichenweebsel in einem Gleichungspolynome das Merkmal einer einzigen positiven Wurzel sei, w~hrend. bei zweimaligem Zeichenwechsel entweder mehrere WnLrzeln positiv oder alle imaginiir seien. Es ist m~glich, es ist vielleicht wahrscheinlich, dass Descartes, dessen iReisen, auf welchen er stets Kenntriisse- zu sammein. bestrebt war, sich auch jiber Italien erstreckten, die Schriften Cardano's kennen lernute. Aber auch dieses als Thatsache vorausgesetzt, war jedenfalls Descartes der erste, weicher in dem erwiihnten Cardano'schen Satze den Keim zn einer Verallgemeinerung sah, weiche er folgendermassen aussprach: S o viel1e Zeichenweclisel, so viele Zeichenfolgen emn Gleiehnngspolynom besitzt, so viele positive, so viele negative Wnrzeln kann die Gleichung haben1). Descartes ist spiiter wegen dieses 'Nusspruches vielfach gescholten worden. Eine Behauptung warf man ihm vor, sei kein bewiesener Satz, und tiberdies sei die Behauptung niclit einmal wahr, da sie die Fitile imaginairer Wurzeln nner~irtert lasse. Beide Vorwiirfe sind ungereclit. Der zweite scheitert an demn Worte p~ossint, weiches Descartes in vorsichtigster Weise gebraucht. Die Gleichung kann, sagt er, so und so viele positive, negative Wurzeln besitzen, und das ist buchstdblich wahr. Das enthalt ilberdies auch mit einigeschlossen, dass es h~ichstens so und so viele Wurzeln scmn kbnnen, denn man wird doch Descartes' _possint nicht so aufzufassen im Stande sein, dass der Wurzeln auch noch mehrere seim k~innen? Und der erste Vorwurf darf nicht Descartes, darf nur der Zeit gemacht werden. Beispiele nnbewiesen ausgesproceneler Siitze werden dem Leser mehr begegnen, wenn er nur in diesem Abschnitte zurftikblattert. Man hatte sich noch nicht gew~5hnt, jede mathematische Behau-ptung, audi wo sic nur gelegentlich auftrat, sofort mit strengem Beweise zu versehen. Noch weitere algebraische Satze spriclit Descartes eben so golegentlich, eben so ohne Beweis aus 2), wenn man nicht Ausfiffirung 1) Descartes I, 70: Ex quibus etiam cognosc-Itto quo! vcrac et pwtt folsue radices in unaquaqute Aeqatiow~ haberi possidi. Nimirum tot vcru(s habe'ri posse, quot variattioves reperiuntur sifgfloricm -4- et -; et tot fatsa8, quot vici'bus ibideniv deprehendunt~ur duo sigmta -4- vel duo sigita -,qutae se hivcem, sequunvtuir. 2) Ebenda I, 74-7,,.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 796
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 25, 2025.
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