Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Trigonomnetrie. und Cycloinetrie.71

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Das ist aher der von Lolngomontantis futr riehtig erachtete Werthi. All
denselben kniipfte sich emn heftiger litterariseher Streit mit dem englisehen Mathematiker John Pell (1-610 —1685), weleher 1646 seine
Controversy with Longomontanus concerning the quadtratu~re of the circle
und 1647 eine lateinische Ue-bersetzung der gleichen Selirift herausgab. Andere Mathematiker, wie Roberval, Descartes, Cavalieni u. s. w. wurden als Schiedsrichter in den Streit hiereingezogen,
der zu einem eigentlichen Ergebnisse nicht fillrte 1).
Gleich unfruchtbar waren Streitschriften, welehe zwisehen einigen
holilindisehen Schriftstellern gewechselt wurden 2). Cornel is van
Leeuwen, Abraham de Graaf, Claas Gietermaker, Christiaan
Martini An halt in ersehb5pften den Reiehthuin ibrer Mutterspraehe
an. Schimpfw~rtern in Ver~3ffentlichmigen von 1663 und 1664, weiche
von trigonometrisehen und Schifffahrtsaufgaben ihren bald verlassenen
Ausgangspunkt nahmnen, um in emn wiistes Geschimpfe ohne wissenschaftlichen Wertli auszuarten.
Phulipp Uffenbach 3), emn Maler in Frankfurt am Main, lelirte
1653 geometrische Constructionen, weiche geeignet waren, die LUnge
des Kreisumfanges nahezu richtig herzustellen.
Emn Sehriftsteller ganz anderer Bedentung war Gr ego ri us v o i
Sanet VinceeutiUS4) (1584-1667), wenn wit- ihn audh in diesem
Kapitel von seiner wenigst vortheilliaften Seite kennen lerneni. Er
ist in Briigge geboren, in Gent gestorb en, hat aher eine Anzahl von
Jabren ausserhalb seines belgischen Vaterlandes verlebt. Seine Studienzeit brachte er in Rorn zu, wo Clavi us secm Lehrer war. Von 1629
his 1631 weilte er als Professor der Mathematik in Prag, wo, en ralle
Sehreeknisse des Krieges durehmaehte, uind wo emn schon druckreifes
Werk in den Flammen zu Grunde ging. Es wanen drei stattliche
Biinde Uhber Statik und Geometrie, welche so vernichtet wurden. Andere Papiere, deren Niedersehrift his auf 1625 zuriekgeht, wurden
gerettet, fuhren aber zehn Jahre in der Welt herum, his sic in Gent
wieder in den iBesitz ilines Verfiassers gelangten. Sic bildeten dann
kautm veraindert das grosse Werk, welehes Gregorins 1647 als einen
Foliohand von 1225 Seiten in 10 Bileher eingretheilt zum Drucke
befirderte: Opus geometricum quadIraturac circuli et sectionitm coni.
Die Methode, welehe Gregorius hier zur Enzielung einer genauen
Q uadratur des Kreises und ebenso auch der Kegelsehuitte vorseilug,
soll uns sp-Iiter besehuftigen. Hlier muss genulgen zu hericliten, dass
') E. J a colIi im Bulletino Bon compyagni II, 2 9 9 —3 1 2.2) Bierens dell1aan
iin Bulletino Boneompvagni XI, 383 —452, sowie Bouwstofhfrn etc. Ii, 53-111 uncl
137-172. 3) Kilstner III, 54. 4)Allgemeiene deutsche Biographic JX, 631
~-633.