Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

54 43. Kapitel. ilirer Mehrzahl nach Ordensgeistliche, oder doch wenigstens Theologen, wenn auch an dem Vorhandensein einzelner, und darunter hoehberifihmter Laien nicht zu zweifeln ist. Abiilard z. B., dessen Ehe mit Heloise feststehende Thatsaehe ist, kaunn, wie durch deni VolIzug dieser Ehe bewiesen ist, unm~5glich Kieriker gewesen sefil. Aber selbst da, wo der Lehrer der Kirehe nicht angeb~irte, bildete das Studium der Theologie den Gipfelpunkt der Studien tiberhaupt. Oberstes Ziel alles wissensehaftiehen Strebens war es, die Vollendung des Glaubens zti erreichen, die Urnsetzung desselben in Erkenntniss. Als Mittel dazu gait emn folgericlitiges Schliessen, und dieses wieder sich anzueignen gab es nach mittelalterlicher Meiuung kein vollkommneres Lebrbuch als die Schriften des Aristoteles. So entstand die Scholastik, wesentlich eine Kunst der Behandlung strittiger Fragen, auf deren praktische Bedeutung es ebensowenig ankamn, als auf die thatsiichliche Wabrheit oder Unwalirheit der aus den Schhiissen gezogenen Folgerungen, sofern nur die Schliisse selbst keinen Anfechtungen aus diaiektischen Grtinden unterworfen waren. Wir haben gesagt, die Universitiiten seien der Regel nach aus Kiostersehulen nnd iihnlichen von Geistlichen geleiteten Anstalteu herausgewacliseni, aber das war nicht ihre einzige Entstehungsweise. Eine andere war die, dass Berufslehrer sich irgendwo niederliessen, und dass urn sie Schiller sich schaarten. Mit einiger Vorliebe mocliteil Zn soichen Niederlassungen Orte gew,,hlt werden, wo auch Schuleii hereits bestanden, denn eine solche Nebenanstalt kounte damals dew nieu auftreteniden Lebrer nur Erleicbteru-ng, nicht Schwierigkeiteii bereiten. Am Ende des X11. Jalirhunderts herrschte unbedingte Lebrfreiheit in dem Sinne, dass Jeder ohne irgend vorhergegangene lPrifung zum Lehren zugelassen werden musste. Kaum dass es miV~iICI war, einen eiumal in Thatigkeit befindlichen Lehrer auf Grunid eiiner ihm erst zu beweisenden Unifiihigckeit zu entfernen. Wieder eine andere Entstehungsweise von Universitiiten war die der eigentlichen Griludung. GriUnder konute der Papst sein,7 oder eine st~idtische Gemeinschaft, oder emn Fiirst. So hat Friedrichi II. 1224 eine Universitat in Neapel gegri~ndet'). Eine Frage, weice weiter oben scion huitte gestelit werden k~nilen, wenn wir niebiA absiclitlich deren Er~irteruing auf diesen Zusammenhanig hdtton ii ffl sparen wollen, gelit dahin, oh Leonardo von Pisa dieser in Neapel Germaniae Paedagogica). - HI. S ut er, Die Mathematik auf den Universitiifr}1 des Mittelalters (Prograrmm der Kantonssehule in ZUriell 1887, zugleich l Festschrift zur 39. VersammhIng deutscher Philologen und Schulnilinner). ') E d. Wink elm an n, Ueber die ersten Staatsumiversitaten (Heidelbergte Prorectoratsrede voni 22. November 1880)

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
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Page 54
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 24, 2025.
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