Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Geometrie.

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Wir gelangen nunmehr zu drei franzbisischen Geometern ersten.
Ranges, weiche weit fiber Allen, weiche ausserhalb Griechenlands
init reiner, nicht rechnender Geometrie sich beschiiftigt haben, stehen,
so dass man versuclit sein m~chte, sie unm-ittelbar an die grossen
Alexandriner anzuknflpfen. Wir meinen: Mydorge, Desargues, Pascal.
Claude Mydorgetm) (1585-1647), emn genaner Freund von
D escart es, stammte aus einer reich begtiterten Beamtenfamilie.
Auch er begann die gerichtliche Laufbahn, die er aber verliess, urn
unter dem Arbeitsverpflich~tungen nicht mit sich fiihrenden. Titel eines
Schatzmeisters (Tre'sorier de France) sich der Wissenschaft widmen
zu k~innen. Emn Werk von ihm U-ber Kegelschnitte erschien 1631 ini
zwei Biichern, weichen zwei weitere Bilcher 1639 folgten. Wiihrend
die vier Biicher alsdann vereinigt wiederholten Abdruck fanden, ist
eine selbst aus vier Biichern bestehende Fortsetznng verloren gegangen. Es heisst, emn Lord Cavendish und eim Lord Southampton,
die als Freunade im Mydorge'schen Hause verkehrten, haitten sie mit
nach Englanad genommen, wo sie verschollen sind. Mehr als 1000
geometri sche Aufgaben haben sich in der Handschriftensammlung
der Pariser Akademie erhalten. Der Wortlaut der Aufgaben ist nachtriiglich auch im, Drucke bekaunt gegeben worden, der der zutgehiirigen Aufldsnngen nur zu sehr geringem Theile, und fast scheinen die
interessantesten Auflisirngen der Oeffentlichkeit vorenthalten geblieben
zu sein. Dass Mydorge beispielsweise zur Siebentheilung des Kreises
noch der alten Naherungsmethode sich bediente, die halbe Dreiecksseite als Siebenecksseite zu benutzen, kiimmert uns weit weniger, als
weun wir wflssten, weiches das Nalherungsverfahren Mydorge's bei
Anflisung seiner 363. Aufgabe war: emn Quadrat in emn regelm~issiges'
Vieleck von beliebiger Seitenzahl zu verwandeln. Unter den dort
vorkommenden Kunstausdriicken ist Parallaxe in der Bedeutung
eines von zwei concentrischen Kreisen begrenzten Kreisringes zu
lnennen, und insbesondere das Wort Parameter eines Kegrelschnitte s, welches Mydorge einfiihrte 2). Das Kegelschnittwerk war
jeden~falls Mydorge's verdienstlichste Leistung und enthitit neben schon
Biekanntem aber nen Dargestelltenm wesentlich nene Siitze. Im 2. Buche
hat man den Satz bemerkt, flass, wenn von einem Punkte in der
Ebene eines Kegelschnittes Radien nach alien Puukten der Curve
gezogen und diese in einem gegebenen Verhailtnisse verliingert werden, ihre Endpunkte ein'en neuen, dem erstgegebenen Uihulichen Kegel')Kistner III, 196. - Montimcla II, 74. - Chasles, Aperqu hist. 89
(deutusch 85). - C. Henry irn Bmdlltino Boncompagni XIV, 271-350; XVI, 514
— 527. 2) Gino L ori a, Nicola Fergola e he scuola di matemnatici che lo ebbe
a duce (Genova 1892), pag. 11.
CANTOR, Geschichte der Mathem. II. 2. AufL. 43