Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Fortsetzung der Geometrie u. Mechanik. Cyclometric u. Trigonomletrie. 603

a +b a-b
sin a +sin b=2sin 2 W
ifind
cos a +cos b ~2eosL Cos
2 2
sich ergiebt.
Rhqiticus hatte ausser den im Opus Palatinum abgedruckten Tafein
noch gr~issere berechnet, bei welchen der H-albmesser zu 1 mit
15 Nullen angenominen war. Die Winkel wuclisen in denselben urn
je 10", ffur den ersten und letzten Grad des Quadranten aber waren
die Winkel gar von Secunde zu Secunde untersehiedeni, allerdings
iiur unter Angabe des Sinus. Diese- grossen Tafeln waren, wie Otho
sich erinnerte, vorhan den, aber er wusste, nicht mehr wo. Diese Gediiehtnissschwiiche,2 der als Grund sein Alter beigefiigt wird, wiihrend
er 1596 doch noch nielit einmal 50 Jahre zahlte, ist einigermassen
auiffallend, aber an ilirem Vorhandensein ist nicht zu zweifeln, da
ein eigener Bote nach Wittenberg geschickt wurde, urn die, wie Otho
meinte, dort vielleiclit von ilim zurtiikgelassenen Tafein zu ermittein.
Natfirlich war die SenduLng fruclitlos, denn als Otho starb und der
gesamrnte Nachiass des Rhiiticus, den Otho besessen hatte, mit
Einschiuss der Originalhandschrift des Werkes des Koppernikus, in
Christmann's Hinude karn (S. 5097), fand sich darunter jene grosse
Tafel, der sogyen. grosse Canon. Dessen Bearbeitung wurde einer ffilr
uns n enen Pers6nilichkeit anvertraut.
Bartholorniius Pitiscus') (1561-1613),au Griineberg in
Sehiesien, war Hofprediger des Kurfiirsten Friedrich IV. von der Pfalz,
doch waren mathematische Neigungen ihrn angeboren, futr die er
neben der Theologie manche Zeit verwandte. Als A b ra ham S enltetus2) (1566-1625), gleich Pitiscus in Grflneberg geboren und in
Heidelberg ansassig, wo er zuerst als Professor der Theologie, spiiter
als Hofprediger Friedrich V. wirkte, im Jahre 1595 Sphaericormun
libri tres in Heidelberg erseheinen liess, gab Pitiscus dazu einen
57 Seiten starken Anhang unter dern Titel Trigonometria, siive de solatione triangulorum tract atus brevis et perspicnus, dessen aclit letzte
Seiten von ebenen Dreiecken handelteil. Aus diesern Anhange entstand emn Werk, welehes gleichfalls Trigonometria genanut im Jahre
1600 in Augsburg gedruckt, wurde. In einem Antiquariatskataloge
finden wir eine ebenfalls 1600 in London gedruckte von einem gewissen Ha ms on herriihrende englisehe, Uebersetzung angezeigt. Wir
')Kistner 1, 564-565,7 581-590, 612-626; II, 743-745. - Allgem.
deutsche Biographic XXVI, 204-205. - N. L. W. A. Gravelaar, Pitiscus Triflonornetria in dein Nicuw Arehief voor Wiskunde, 2. Reihe, 1IT. rTheil (auci als
8onderabdruck 1898). 2) Poggcndorff II, 883.