Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Michael Stifel. 447 die Regel des Scipione Del Ferro zur Auflisung kubischer Gleichungen und Beispiele dazu, welehe Stifel aus den Seliriften des Cardanus kennen gelernt hatte. Wir miissen uns hier mit dieser diirftigen Angabe begnilgen, da wir die Regel selbst und die Gesehiclite ihrer Erfindung und Verbffentlichung erst dann zu behandein haben, wenn wir mit den italienisehen Mathematikern des XVI. Jalirhunderts uns besehaftigen werden. Als Anhang zu seiner Ausgrabe der Rudolff'schen Coss hat Stifel auch seine Wortrechnung abdrucken lassen. Sie setzt die Paginirung der Coss niclit einfach fort, sondern ist nur nach ]3uehstaben bezeichnet. Die Sadie verihilt sici folgendermassen: Stifel war, als er die Coss sammt der Wortrecbnung dem, Drucker in Kiinigsberg liberlieferte, noci Geistlicier in llaberstrom. bei Kbnigsberg, hatte aber die Aussicht oder wenigstens, die lloffnung, demliclist wieder in die Niiie von Wittenberg zurllckkehren zu k~5nnenu. Da bat er denn, man m~ige die Wortrechnung zuerst in Angriff nehmen, so lange er noeli selbst den Druck Uberwacien k~nne, weil hierbei der unbedeutendste Fehler von ungemeiner Tragweite sei, und diesen Wunseli wird der Drucker wohi erf~llit haben. Die an sich geringfilgige Thatsache ist geradezu kenuzeichnend fUr Stifel und fUr die Wicitigkeit, die er seiner Wortrechnung beilegte. Ebendasselbe lisst sici aus der Ausfiihrlichkeit erkennen, mit weldher er fiber die Entstehung der Wortrechnung berichtet 1). Er war nocl Augustinermunch in Esslingen, aber innerlich dem Mdnchsthnm. seit 1520 entfremdet, als er die ersten Deutnngsversucbe an den geleimnissvollen Zahien der Apokalypse anstellte. Dass die Zail 666 nur auf Leo X., der von 1513 bis 1521 den piipstlichen Thron innehatte, gehen k~nne, war ihm. kiar, nur bildeten die in Leo DeCIM~s entlaltenen Zahienbuchstaben MDCLVI == 1656 eine Zahi, welche urn 1000 zu gross, urn 10 zu klein war. Daran erkannte er die Nothwendigkeit, dem Worte decimus nocl das Zahizeichen X folgen zu lassen, und las man nlull M nicht als 1000, sondern als ]Jysteriurn, so war die Sache im. Reinen. Der erste Erfoig spornte Stifel an, Weiteres zu suchen. Als liofprediger zu Mansfeld kam, er auf den Gedanken, nicht bloss einzelnie Buchstaben einer Wortverbindung mit Zalilenbedeutung zu 'versehen, sondern alle Bucistaben. Ganz ne-a war das nicht, deun abgesehen von der jildischen Gematria (Bd. I, S. 96) hatte andh lnudolff seiner Coss eine Wortrechnung einverleibt 2), der zufolge die Buchstaben A bis Z der Reihe nach die natrlrichen Zahlenwertle 1 1) Die acht ersten Seiten der Wortrechnung (der gauze Buchstabe A) handein davoll. 2) Coss fol. 488.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 447
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 25, 2025.
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