Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

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60. Kapitel.

Leipzig, Tftbingen, Wien nud sogar fiber die deutschen Grcnzen hinaus nach Padua -und Ferrara ausgeschlageii. Dieser vielseitig gebildete
Gelelirte, der in der Geschichte der Astronomie, der Geographic', ja
sog~ar der Inseliriftenkunde cinen niclit minder ehrenvollen Platz als
in der der Mathematik einnimmit, lebte von 1495 bis 1552. Scin
deutscher Name Bennewitz oder lBienewitz wurde, bald dureli das
latinisirte Apianus vollstilndig verdriingt. IDer Geburtsort war Leisnig
in Sachsen (etwa in der Mitte zwischen Dresden und Leipzig). An
der Lcipziger Universitiit hat Apianus vermuthlich unter Professor
Kaib die mathematischen Studien begonnen. Unter semnen cigenen
Schillern war spater kein Geringerer als Kaiser Karl V., so dass es
nicht Wunder liehmien kaun, dass Apianus von engen Verhai1tnissen
ausgehend ais wohihabender, ja reichbegtiterter Edelmaun gestorben
ist, ciii, nicht von gar vielen Facligenossen getheiltes Schieksal. Die
Adelserhebuiig fand 1541 als Folge der ilerausgabe, cines dem Kaiser
gewidmneten grossea astronomischcn Werkes statt, welches tiberdies
dem Verfasser cim Geseheink von 3000 GoIdgulden cintrug, abgcseheii
davon, dass der Kaiser die Druckkosten dcckte. Die erste' Schrift,
nm deren willen wir es mit Apian zn thun haben, ist emn in deutscher
Sprache vcrfasstes R c c h en b n c h: Emn newe und wolgegriindt underweisung aller Kauffinanus Itechnung in dreien Bilchern. Die Widmung
fiihrt die Zeitaugabe des 7. August 1527, der Druck scheint aber erst
1582 stattgefunden zu haben. Andere Auflagen sind von 1537 und
h',iufiger. Scit Grammateus war Apian wieder der erste, Universitiitslehrer, der cmn deutschcs Rechenbuch verfasste, und der durch jenein
\Torgiinger sich soweit becinflussen liess, dass er die dort ilberwundene Verdoppelung und Halbirunag nicht wieder in ihr missbri-uchliches Gewohnheitsrecht einsctzte. Aber darum allein geben wir selbstversti-indlich Apianus keinen Platz in nuscrer Darstellung, und ebensowenig wegen der glcichmassigcn Behandlung, die bei ihm Linienrechnien und Zifferiirechncn crfuhren, sondern wegen einiger anderen
verdicustlicheren Besonderheiten. Apianus liisst in seinem Rechenbuche
ausser der gewhin lichen Nennerprobe auch die dnrch die Zahien
6, 7, 8 oder durch irgend andere Zahien zu und insbesonidere die
Probe durch das entgegengcsctzte Rechnungsverfahren. Im erstein
Buche ist von den gcometrischen Progressionen die Rede, weiche
Th1nlich wine es (S. 397) bci Grammnateus hervorgehoben wurde,mi
einer arithmctischen Reihe in Verbindung gebracht sind. Apian's DarCoss, Zeitschr. Math. Phys. XXIV. Supplement S. 17. - Giinther,7 Peter und
Philip Apian in den Abliandlungen der k~nigi. b~hmischen Gesellseb. der Wissenschaften VI. Folge, 11. Band. - Unger, S. 51,80,83,101.