Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

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48. Kapitel.

in Paris geschrieben isst. In der Glesehichte, der Mathematik muss
Ileinrich von Langenstein nur urn deswillen jiberhaupt genanit werden,
weil emn beriihmter Gelehrter des X-VI. Jahlrunderts ilim das Verdienst zugesehrieben hat'1), der Mathenmatik in Deutsehland zu eiieir
bleibenden Stiite verholfen zu habem.
Da nune weder Heinrich von ilessen iioch Albert von Saehsen In
Wien eine eigene mathematische Lehrth~tigkeit austibten, so ist jeden.falls ibre Bedeutung fuir jene 6stliche Verschiebung des geistigcii
Uebergewichtes, so weit es urn mathernatische Wissensehaft sich handelt, eine rnebr mittelbare gewesen, deren Erfoig sich erst im XV. Jalirhunderte deutlich erkennen liess. Aber emn einzelnes vorhandenes
Werk aus dem XIV. Jahrhunderte zeigt, dass schon vor ihnen Emnfluisse, von Paris aus sich geltend gernaeht hatten, welehe den deutschell
Boden dazu vorbereiteten, wissenschafthichen Samen aufzunehmeu.
Wir reden von einer am Ende des Jahrhunderts lateiniscli verfassten,
aber frtihzeitig in dentseher Sprache neu bearbeiteten Geometrie2").
Conrad von Jungingen3) war von 1393 his 1407 Hoehmeister
der Deutschordensritter. Kraftvoll in Kriegfflhren, wenn derselbe
aufgedrungen war, neigte er von Natur we it mehr zu friedlichen Bestrebungen und liess sich die Ausmessung der von ilim beherrschten
Lande aingelegen sein. Lautmesser, auch einfach Messer werden
genannt, die mit 11/2 Mark w~ichentlich fuir ihre Arbeit gelohnt
wurden; Andere verrichteten den Dienst mit der,,landtmosse" als
Lehendienst. Wir mtissen uns diese Landmesser, Ia ye os m eiiso r es4), als blosse Hlandwerker vorstellen, welehe lediglich in der
Ausfiihrung von iibungsm~issigen Verfahren geschult waren, dereti
Giriinde sie kaum zu begreifen befiihigt waren. Urn je handwerksma~ssiger wir sie uns denken, urn so nothwendiger war ihnen emt
Vorgesetzter, der wirklich die Sache verstand, die er zu leiten hatte p'),
und emn solcher war offenbar der Verfasser der Ge o met r ia C ulIm ensis. Dieser Nm, weleher vom ilerausgeber der Schrift beibehalten wurde und ihr daher auch bleiben mag, findet sich freilicli
').1l trus Ramus, S~cholae mattheniaticae (1627) pag. 61: Jienricus JHas$W0
nus centesirno abhinc et octogesimo fere anno (circa 1390) primus mnathernaticeuS
artes Latetia Viennarn transtulit'. unde brevi temipore per universamn Germaniaum
jproserninat( e rnathematicor'mn tarn qarn farniliae. 2)Geomnetria Culimensis. Ji
agronomischer Tractat aus der Zeit des lloehineisters Conrad von J'ungin,.,L?1
(1393-41407) berausgegebeii von Dr. IH. Men dthal (1886). 3) Allgem. dus(Iel1t0
13iographie XIV, 718-720. )Geornetria C(lumensis S. 16, Z. 4-8: laycos 11teW'1
sores in arte turn, calculatoria quarn geowetrica inperitos sepius in agrorurn 'W0O
sura contingit oberrare. 5)Ebenda S. 47, Z. 7-8: ideo laycus rnensor debet essC
minister geornetre.