Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Englisehe Mathematiker.11

ill

hiaben. Richard von Wallingford'), weicher etwa urn 1326 die
freien Kiinste und Philosophie in Oxford lehrte, ist uns nur durch
dlie, Titel einiger Abhandlungen bekannt, weiche jedoch, in englisehen
lBibliotheken handschriftlich erhalten, wobi verdienten einmal von
einiein Faclimanne durchgesehen zn werden. Titel wie: De sinibus,
(lcmonstrativis, De chorda et arcu, De chorda et versa deuten darauf
hin, dass dem Verfasser, der soiche Ueberschriften wiihlte, arabisehe
Trigonometrie und darunter jedenfalls neben anderen Quellen, die
damit nicht geleugnet sein sollen, Albategnius ill der U~ebersetzung
Plato's von Tivoli (Bd. I, S. 693), wo erstmalig das Wort Sinus vorkarn, bekannt gewesen sein muss. Eine Abliandlung, weiche sich in
zahireichen Abschriften erhalten hat,7 ist einer Art von Zeitmesser
glewidmet, der von seiner Brauchbarkeit den Namen Instrrnientumi
Albyon (d. h. all by one = Alles durch Eines) ernpfing2).
Ini das Gebiet der Trigonometrie geh~irt weiter eine Schrift von
Johannes Maudith3), weicher urn 1340 in Oxford lehrte. Auch ihr
Titel: De chorda recta et umbra fordert eine Untersuchung nur urn
so dringender heraus, als umbra, die Tangente der heutigen. Trigonioietrie, eine den Arabern besonders eigenthtimliche Winkelfunction war.
Und wieder dasselbe Ergebniss erhalten wir aus einer vereinzelt
bekannt gewordenen Stelle der Perspective von Bradwardin US4).
In einer llandschrift des Vatican ist namlich die Absicht Bradwardin's
Perspective rmitzutheilen von einem Abschreiber gehegt, aber mit der
Begrifindung aufgegeben worden, dieselbe enthalte, abgesehen von
vier Satzen, ausschliesslich das, was in der ailgemeinen (in communi
perspectiva) d. h. in der Peckham'schen Perspective sich vorfinde;
daruim werden nur die erwiihnten vier Siitze berichtet. In diesen
kommen aber die W~irter umbra recta und umbra versa wiederholt
vor, weiche bekauntlich unserer Cotanagente und Taugente entsprechen, nud von ihnen wird im dritten Satze 5) ausgesagt, dass sie
die Lingeneinheit als mittlere geornetrische Proportionale besitzen.
Simon Bredon oder Biridanus6) von Winchecomnbe geh6rt,
Wliewohi eigentlich Mediciner, audi durch einige mathematische nud
astronomische A bhandlungen hierher. Er verfasste sie urn 1380 unter
K"Bnig Richard II. So wird von ihm namentlich eine Sehnentafel erWhiiht, deren Anfangsworte lauten sollen Arcus, sinus rectus, sinus
versus. Englische Gelehrte werden in erster Linie Veranlassung
')Montuela, I, 529. - Suter, Math. Univ. S. 45-46. 2)Curtze
brieflich. 3) S ut er, Math. Univ. S. 46. 4)Max Curtze in den 1Beliquiae
(1%pernicanae, Zeitschr. Math. Phys. XX, 224. ') Inter umbras et umbrosurn
tisest proportio, quod ipsa res semper est medio loco proportionalis inter urnlira q5~*'amj, rectarn? scilicet et versam. 6) S uter, Mathi. Univ. S. 46.